TUNESIEN: Schwuler, tunesischer Politiker flieht nach Paris
Von den Behörden wurde er gewarnt, dass sie Informationen haben, wonach Islamisten in ermorden wollen. Auch die Polizei habe ihn darauf kontaktiert und erklärt, dass sie Drohungen als sehr ernst einstufen. Darauf sah sich Mounir Baatour gezwungen das Land fluchtartig zu verlassen und in Paris unterzutauchen. In Frankreich hat er nun den Status eines anerkannten, politischen Flüchtlings inne.
Baatour hat im September als erster, offen schwuler Mann für das Amt des Staatspräsidenten von Tunesien kandidiert. Als Vertreter der kleinen Liberalen Partei gelang er mit dieser Ankündigung ins Scheinwerferlicht, und dies in einem Land, in welchem nur gerade sieben Prozent Homosexualität als akzeptabel betrachten. Gleichgeschlechtliche Aktivitäten werden im muslimisch geprägten Tunesien zudem mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Alleine im Jahr 2018 gab es 127 Verhaftungen wegen unmoralischem Verhalten - ein Anklagepunkt, welcher jeweils auch dazu verwendet wird, um LGBTI+ anzuklagen. Dies waren 61 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.
Von welcher Gruppierung Mounir Baatour genau bedroht wird, ist noch nicht klar, doch Islamisten machten auch in Tunesien nicht Halt von Anschlägen. Die führende LGBTI+ Organisation Shams wird Baatour von Frankreich aus weiter leiten, hat er aus Paris bekanntgegeben, um sich damit weiter für die Rechte der Community einzusetzen. Zudem erklärte er, dass er es nicht bereue, sich als schwuler Mann als Präsidentschaftskandidat aufstellen zu lassen.