TUNESIEN: Werden Analtests bald verboten?
Das Gesetz, welches gleichgeschlechtlichen Sex in Tunesien mit bis zu drei Jahren Haft bestraft, stammt noch aus der französischen Kolonialzeit. Um schwule oder bisexuelle Männer jeweils zu überführen, werden völlig legal Analtest durchgeführt, welche keine wissenschaftliche Basis haben, von Menschenrechtsorganisationen als Folter verurteilt werden und für das Opfer äusserst erniedrigend sind. Da bislang sämtliche Versuche gescheitert sind, Homosexualität im Land zu legalisieren, womit auch die so genannten Analtests weggefallen wären, versucht nun Khawla Ben Aicha, wenigstens die Analtests mit einem entsprechenden Vorstoss abschaffen zu können.
Es gehe dabei um den Respekt vor der Integrität des Körpers und um die individuellen Freiheiten, so die Politikern. Wenn sie nur, quasi als einen ersten Schritt, die Abschaffung der Analtests fordere, dann sei die Chance viel grösser, dass das Anliegen eine Mehrheit im Parlament finde. Sie wolle mit ihrem Vorstoss eine breitere Debatte über das Thema lostreten, und die Priorität liege darin, diese barbarischen Methoden zu verbieten. Die Entkriminalisierung von Homosexualität bleibe aber das Endziel, versichert sie weiter.
Tunesien hat im vergangenen Jahr eine ganze Reihe an Empfehlungen in Bezug auf die Menschenrechte von den Vereinten Nationen akzeptiert, darunter auch das Verbot der aufgezwungenen Analtests. Doch leider ging es nicht weiter und bis heute gibt es im Land kein Verbot, welches tatsächlich rechtskräftig ist.
Analtests werden in zahlreichen Ländern angewandt, in welchen gleichgeschlechtlicher Sex verboten ist. Die Behörden glauben mit der Untersuchung des Analbereichs beweisen zu können, ob jemand Analsex hatte oder nicht. Sämtliche Mediziner bezeichnen die Methoden aber als äusserst fahrlässig und als nicht wissenschaftlich bewiesen.