USA: Wer andern eine Grube gräbt…

USA: Wer andern eine Grube gräbt…
Wie derzeit in ihrer Partei äusserst beliebt, versuchte auch eine republikanische Kandidatin ein harmloses, LGBTI+ inklusives Buch mit radikalen Mitteln zu diskreditieren: Es handle sich dabei um „Kinderpornografie“ erklärte sie öffentlich und zeigte das Buch. Kurz darauf erhielt sie selber Besuch von der Polizei: Wenn sie schon behaupte, dass es Kinderpornografie sei, dann dürfe sie dieses Buch auch selber gar nicht besitzen…

Sei es an den Schulen, im Schulunterricht oder in den Bibliotheken, die Republikaner suchen im ganzen Land akribisch genau nach sämtlichen Büchern, welche LGBTI+ inklusive Inhalte haben um diese zu verbieten. Die republikanische Kandidatin für das Amt der Innenministerin im US-Bundesstaat Massachusetts, Rayla Campbell, wollte ebenfalls auf diesen Zug aufspringen und behauptete während einer Back The Blue-Wahlveranstaltung in Plymouth, dass das Buch Gender Queer Kinderpornografie enthalte. Dabei zeigte sie auch selber das Buch auf der Bühne.

Kurz nach der Wahlveranstaltung tauchten nun Videos auf, welche zeigen, wie Campbell von Polizisten befragt wird und wie sie das besagte Buch gemeinsam durchblättern. Laut mehreren, übereinstimmenden Berichten gab es nämlich Beschwerden gegen die Politikerin, sprich, der Spiess wurde quasi umgedreht. Da sie das Buch öffentlich zeigte und als Kinderpornografie beschrieb, war sie somit quasi selber im Besitz von Kinderpornografie, was natürlich strafbar ist.

Beim Buch Gender Queer handelt es sich selbstverständlich in keinsterweise um Kinderpornografie, sondern es illustriert Erinnerungen eines Künstlers an seine eigene non-binäre, asexuelle Identität. Doch radikale Kreise innerhalb der Republikaner versuchen sämtliche Bücher mit dem geringsten Verdacht auf LGBTI+ Inklusion zu verunglimpfen, zu zensurieren und zu verbieten, selbst harmlose Coming out- oder Aufklärungsbücher.

Die Wahlkampfveranstaltung von Rayla Campbell wurde auch von LGBTI+ Aktivist:innen besucht, welche mit Progress Pride Flags gegen ihre feindliche Haltung gegenüber queeren Menschen protestierten. Einer der Demonstranten erklärte dazu, dass wenn man immer wieder lüge, Fakten verdrehe und gute Menschen, gute Familien und gute Kinder attackiere, um damit politisch zu Punkten und Aufmerksamkeit zu erhalten, dann müsse man sich nicht wundern, wenn sie [LGBTI+ Aktivist:innen] vorbeischauen um Hallo zu sagen und um die Sachen richtig zu stellen. Es habe mehr queere Supporter am Anlass gehabt als Unterstützer für Campbell, so der Mann weiter.

Rayla Campbell versucht unermüdlich mit reisserischen Social Media-Posts und Reden die Gunst der republikanischen Wähler:innen zu erlangen - und dies meist auf Kosten der LGBTI+ Community und oftmals mit Fehlinformationen und teils gar blanken Lügen. So war sie auch schon an einer Drag Queen Story Hour in einer Bibliothek in Holbrook vor Ort, um die Veranstaltenden mit ihren queerfeindlichen Ansichten zu konfrontieren. Sie ist zudem bekannt für ihre Sympathien für die Anti-LGBTI+ Organisation Super Happy Fun America (SHFA). Die Gruppierung ist bekannt für ihren Slogan „It‘s great to be straight“.

Bei den bevorstehenden Wahlen um das Amt der Innenministerin des Bundesstaat Massachusetts ist Rayla Campbell die einzige, republikanische Kandidatin. Sie wird gegen den Amtsinhaber, den Demokraten William Galvin, sowie die demokratische Herausforderin Tanisha Sullivan antreten.