HINTERGRUND: Das Risiko für Altersarmut ist bei LGBTI+ enorm viel höher

HINTERGRUND: Das Risiko für Altersarmut ist bei LGBTI+ enorm viel höher
Armut im Alter ist ein steigendes Problem in unserer Gesellschaft. Neue Untersuchungen aus Grossbritannien zeigen nun besonders alarmierende Zahlen, denn die Aussichten für queere Menschen sehen besonders düster aus. Das Risiko, dass LGBTI+ im Pensionsalter ihren Lebensunterhalt nicht mehr decken können ist bedeutend höher als bei der nicht-queeren Bevölkerung.

Es sind alarmierende Entwicklungen, welche eine Auswertung des Versicherers und Rentenanbieters Scottish Widows aufgrund von Daten aus Grossbritannien aufgezeigt haben. Demnach wird es fast der Hälfte der britischen LGBTI+ im Pensionsalter einmal schwer fallen, ihre nötigsten Grundbedürfnisse wie Essen und Heizkosten finanziell decken zu können. Demnach soll bei rund 44 Prozent der queeren Menschen die Gefahr bestehen, dass sie die Mindestrente nicht erreichen werden und damit einen minimalen Lebensstandard im Alter nicht mehr finanzieren können. Bei nicht-queeren Menschen beträgt dieser Anteil 35 Prozent.

Dieses Gefühl der Unsicherheit zeigt sich auch in den Umfragewerten. Demnach gaben 68 Prozent der befragten queeren Menschen an, dass sie befürchten, dass ihnen das Geld im Pensionsalter ausgehen könnte. Dieser Anteil ist deutlich höher als die 57 Prozent des nationalen Durchschnitts, wie die Autoren der Studie festhalten. Dass dies leider durchaus realistisch ist, zeigen auch die Berechnungen: So soll fast die Hälfte der LGBTI+ nur mit einer mickrigen Jahresrente von ungefähr 13‘000 Pfund, rund 14‘500 Schweizer Franken, auskommen müssen.

Wie Scottish Widows weiter berichtet, zeige sich dieser Unterschied anhand verschiedener Messgrössen bei den Renten. So haben sich derzeit 36 Prozent der queeren Menschen keinem Rentenplan angeschlossen. Dies sind 6 Prozent mehr als bei nicht-queeren Menschen. Aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten mussten zudem 18 Prozent der LGBTI+ ihre Einzahlungen in ihre privaten Rentensysteme und andere Vorsorgemassnahmen kürzen. Auch hier sind es 6 Prozent mehr als bei der übrigen Bevölkerung.

Dabei fallen queere Menschen nicht nur in Bezug auf die Rente hinter den nationalen Durchschnitt in Grossbritannien zurück, sondern auch in Bezug auf die Ersparnisse. Für die Autoren der Studie ist daher klar, dass sowohl die Arbeitgeber, wie auch die Rentengesellschaften diesen Fakten Rechnung tragen müssen und ihrerseits Unterstützungen speziell auf Personen, welche sich als LGBTI+ identifizieren, anbieten müssen, denn die Zahlen seien besorgniserregend. Insbesondere für die jungen, queeren Menschen ab 20 sieht Scottish Widows düster.

Gemäss der Pensions and Lifetime Savings Association benötigt eine Einzelperson pro Jahr eine Rente von mindestens 12‘800 Pfund, 14‘200 Schweizer Franken. Darin enthalten sind etwa 580 Pfund pro Jahr, rund 645 Franken, für Kleidung und Schuhe, sowie 54 Pfund pro Woche, rund 60 Franken, für Essen. Weiter wird dabei davon ausgegangen, dass die Person kein Auto besitzt und zudem die Hypothek abbezahlt und somit keine Mietkosten zu tragen hat. Für einen mässigen bis guten Lebensstandard wird dabei mit einer Rente von 23‘300 bis 37‘300 Pfund, rund 26‘000 bis 41‘500 Schweizer Franken, gerechnet.

Die Gründe für diese unterschiedlichen Aussichten in Bezug auf die finanzielle Absicherung im Alter sind verschieden, heisst es auch von Switchboard, einer Helpline für queere Menschen. So fehlt es vielen LGBTI+ an familiären Netzwerken. Weiter sind sie auch häufiger gezwungen, ihren Arbeitsplatz zu wechseln, da sie öfters mit Mobbing in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechtsidentität konfrontiert werden. Häufiger auftretende psychische Probleme, können zudem dazu führen, dass öfters eine Auszeit benötigt wird, was auch dazu führt, dass Lücken bei der Altersvorsorge entstehen können.