HINTERGRUND: Einbruch an Sponsorengeldern bei den grossen Prides - und in Zürich?

HINTERGRUND: Einbruch an Sponsorengeldern bei den grossen Prides - und in Zürich?
Die grossen Pride-Veranstaltenden rund um den Globus sehen finanziell sehr schwierigen Zeiten entgegen: Ob Sydney, San Francisco oder auch Berlin und Köln - zahlreiche Sponsoren, insbesondere Grosskonzerne aus den USA, sind als Sponsoren abgesprungen oder nicht mehr tragbar, auch aufgrund der queerfeindlichen Politik der aktuellen US-Regierung. Wie schaut es diesbezüglich in Zürich aus? gay.ch hat bei der grössten Pride der Schweiz, der Zurich Pride, nachgefragt.

Während Jahren haben die Tech-Unternehmen Meta und Google den Sydney Gay & Lesbian Mardi Gras als Sponsoren unterstützt, doch in diesem Jahr haben sie überraschend den Geldhahn zugedreht und ihr Engagament zurückgezogen. Damit haben sie wohl nicht zuletzt auch einer Ausladung vorgegriffen, denn wie die Veranstaltenden erklärten, würden die Unternehmen die geltenden Kriterien nicht mehr erfüllen um als Partner für den Mardi Gras in Frage zu kommen. Was zurückbleibt ist aber trotzdem eine grössere finanzielle Lücke.

San Francisco hat darauf ebenfalls reagiert und Meta als Partner der diesjährigen Pride ausgeladen. Die feindliche Entwicklung innerhalb des Konzerns sei der Grund für die Entscheidung gewesen, und dies, obwohl San Francisco quasi die "Heim-Pride" des Facebook- und Instagram-Konzerns war. Google wiederum sei zwar noch dabei, doch das Unternehmen habe sein Engagament stark zurückgefahren, heisst es von den Pride-Veranstaltenden weiter. Die massiven finanziellen Einbussen bei den Sponsorengeldern stellen auch die SF Pride vor grosse Probleme.

Der dramatische, politische Kurswechsel in den USA spüren auch die grossen CSDs in Deutschland: Zwar nennen die Veranstaltenden in Köln keine Namen, doch sie bestätigen, dass sich US-Grosskonzerne trotz langjährigen Partnerschaften von der ColognePride verabschiedet haben. Köln zählt mit weit über einer Million Teilnehmenden und Besucher:innen zu den grössten Prides in Europa, und durch die Absagen steht man nun vor ernsten Herausforderungen.

Auch der Berliner CSD sieht sich mit schwierigen Aufgaben konfrontiert: Via Instagram teilen die Veranstaltenden mit, dass in diesem Jahr kein einziges US-Unternehmen den CSD unterstützen wolle. Man habe viele Absagen erhalten. Obwohl es niemand offiziell bestätige, und man lieber von wirtschaftlichen Gründen spreche, so gibt es doch Anzeichen, dass es Weisungen aus den USA gibt, dieses Sponsoring auszusetzen.

Und wie sieht es bei der Zurich Pride aus? Auch hier stehe man beispielsweise im Austausch mit Google, bestätigt Julia A. Müller, die Leiterin der Geschäftsstelle der Zurich Pride, gegenüber gay.ch. Der Tech-Gigant hat seine DEI-Programme, also Massnahmen zur Förderung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion, vorerst nur in den USA gestrichen. Beim Sitz in der Schweiz bleibt somit, zumindest aktuell, noch alles beim Alten.

Wie Julia weiter erklärt, habe man alle Sponsoring-Verträge für 2025 bereits im Herbst 2024 abgeschlossen. Dies war noch vor den US-Wahlen und somit bevor bekannt wurde, dass Donald Trump, und damit die LGBTI+ feindliche Politik der Republikaner zurück ins Weisse Haus ziehen werden. Man habe bei der Zurich Pride zum Glück niemand, der sein Sponsoring oder die Partnerschaft zurückgezogen hat.

Julia unterstreicht dazu auch die klare Trennung zwischen Demonstration und Festival. Die Demonstration der Zurich Pride sei unabhängig vom Festival und könne auch nicht gesponsert werden. Die Sponsorengelder, welche man bei der Zurich Pride erhalte, betreffen das Festival und das Magazin. Wenn etwa die UBS als Sponsor mit dabei sei, dann heisse dies nicht, dass sie automatisch auch einen Platz für ein Fahrzeug an der Demonstration erhalten. Diese Bewerbung laufe separat, so Julia.

Firmen an einer Pride-Demonstration sind immer ein heikles Thema - bei allen Prides weltweit. So erklärt auch Zürich, dass man alle Möglichkeiten immer wieder neu überprüfe und anschaue. So gibt es etwa Prides, bei denen Unternehmen mit ihren Wagen nur ganz am Ende der Pride mitgehen dürfen. Sicher eine sehr gute Idee, findet auch Julia, und man werde das ebenfalls prüfen.

Die Richtlinien diesbezüglich wurden auch bei der Zurich Pride in den vergangenen Jahren laufend verschärft. So brauchen Firmen zwingend das Swiss LGBTI+ Label, um überhaupt Sponsor oder Partner werden zu dürfen. An der Demonstration seien Firmenlogos zudem allgemein nicht erwünscht, bestätigt die Leiterin der Geschäftstelle der Zurich Pride weiter. Es sei wichtig, dass die queeren Anliegen während der Demonstration im Fokus stehen und nicht die unternehmerischen Tätigkeiten einer Firma. Aus diesem Grund sollen die firmeninternen Netzwerke auch nicht mit dem Logo des Unternehmens an der Pride mitlaufen, sondern mit dem Logo des Netzwerks um damit ihre Botschaft bezogen auf das LGBTI+ Netzwerk in den Vordergrund zu stellen, erklärt Julia weiter.

Wie es bezüglich dem Sponsoring bei der Zurich Pride weiter geht, steht in den Sternen: Auch in Zürich spüre man, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Der Trend LGBTI+ Themen zu unterstützen gehe schon länger wieder zurück, so Julia. Es sei somit auch eine gewisse Unsicherheit vorhanden, und man wisse nie was am nächsten Tag auf einen zukomme.

Die Zurich Pride findet in diesem Jahr am Freitag 20. und Samstag 21. Juni statt. Das zweitägige Festival ist dabei wieder auf der Landiwiese direkt am Zürichsee, und die Demonstration wird am Samstag durch die Zürcher Innenstadt führen.