INDONESIEN: LGBTI+ Gruppe von ASEAN sagt Treffen in Jakarta wegen Drohungen ab
Im Jahr 1967 wurde ASEAN gegründet, die Association of Southeast Asian Nations, oder zu deutsch, der Verband Südostasiatischer Staaten. Damit sollte die wirtschaftliche, soziale und politische Zusammenarbeit der zehn Mitgliedsstaaten der Region verbessert werden. 2009 wurde schliesslich beschlossen, nach dem Vorbild der Europäischen Union einen gemeinsamen Wirtschaftsraum zu schaffen.
Unter dem Titel ASEAN Queer Advocacy Week (AAW) wurden nun LGBTI+ Aktivist:innen aus den einzelnen Mitgliedsstaaten in die indonesische Hauptstadt Jakarta eingeladen, um sich dort während eines fünftägigen Treffens vom 17. bis zum 21. Juli über queere Anliegen auszutauschen. Ziel sollte es sein, Kontakte zu knüpfen und damit die Zusammenarbeit zu stärken. Zudem sollten die Teilnehmenden damit auch die Möglichkeiten erhalten, mehr über andere Regionen zu erfahren.
Koordiniert wurde die Veranstaltung vom ASEAN SOGIE Caucus, wobei SOGIE für Sexual Orientation and Gender Identity Expression steht. Dieser Ausschuss existiert seit 2021 und ist eine Organisation innerhalb des United Nations Economic and Social Council. Ebenfalls mit beteiligt an der Durchführung des Anlass waren zudem Arus Pelangi und das Asia Forum. Aufgrund der schwierigen Lage für queere Menschen in Indonesien wurde der genaue Veranstaltungsort in Jakarta nicht öffentlich bekanntgegeben. Doch selbst diese Sicherheitsmassnahme hat offenbar nicht gereicht.
Nun wurde die ASEAN Queer Advocacy Week (AAW) nur wenige Tage vor dem Start an einen anderen Ort verschoben. Anti-LGBTI+ Rhetorik und Drohungen in den Sozialen Medien und von verschiedenen Gruppierungen sollen Auslöser für die Absage in Jakarta gewesen sein. Wie es von den Veranstaltenden heisst, werde man einen neuen Ort für die Durchführung suchen, und zwar ausserhalb Indonesiens. Wo genau, wurde aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben.
Zu den lautesten Opponenten des Treffens gehörte Anwar Abbas, der stellvertretende Vorsitzende des indonesischen Ulema-Rates (MUI), des mächtigen islamischen Rats. Er rief die indonesische Regierung auf, den Anlass zu verbieten. So würde dieses Treffen gegen die Verfassung verstossen, insbesondere gegen Artikel 29, welcher besage, dass Indonesien mit dem Glauben an einen allmächtigen Gott gegründet worden sei.
Wie Abbas weiter ausführt, akzeptiere keine Religion die LGBTI+ Praktiken. Im Gegenteil, diese Praktiken würden den Werten der religiösen Lehren widersprechen, insbesondere von jenen sechs Religionen, welche in Indonesien anerkannt werden, nämlich Islam, Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Katholizismus und Konfuzianismus.
Aus dem Aussenministerium von Indonesien hiess es zudem, dass dieser Anlass nichts mit dem Staatenverband ASEAN zu tun habe. Auch der Gouverneur von Jakarta, Heru Budi Hartono, bestätigte demnach, dass man dieser Veranstaltung keine Genehmigung erteilt habe.