ISRAEL: Jerusalem soll auch so LGBTI+ freundlich werden wie Tel Aviv

ISRAEL: Jerusalem soll auch so LGBTI+ freundlich werden wie Tel Aviv
Am 1. Juni wird in Jerusalem die nächste Pride stattfinden, zwar erneut unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen, doch es soll die Grösste werden, welche die Stadt je erlebt hat. Dass die LGBTI+ Community in Jerusalem kontinuierlich wächst, erhöht nun auch den Druck auf die Politik, dass die Stadt queerfreundlicher werden soll.

Der Kontrast zwischen Tel Aviv und Jerusalem ist enorm: Auf der einen Seite die weltoffene und als Queer Metropole schlechthin bekannte Stadt am Mittelmeer, und auf der anderen Seite die heilige Stadt und der Schmelztiegel vieler Weltreligionen. Während sich Tel Aviv der Bedeutung der LGBTI+ Community durchaus bewusst ist und diese auch aktiv unterstützt, so ist dies in Jerusalem nicht der Fall.

Im Gegenteil: Die Community hat einen äusserst schweren Stand in der Stadt, Anfeindungen und Diskriminierungen sind weit verbreitet und die jährlich stattfindende Pride kann jeweils nur unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. So auch am 1. Juni wieder, wenn gemäss den Erwartungen der Veranstaltenden, die bislang grösste Pride stattfinden soll, welche Jerusalem je gesehen hat.

Obwohl aufgrund des konservativen Umfelds gerade die jungen Menschen Jerusalem in Scharen in Richtung Tel Aviv und andere, offenere Orte verlassen, so scheint die LGBTI+ Community in der Stadt trotzdem zu wachsen. Und dies soll nun auch sichtbarer werden, und zwar nicht nur während der Pride. Dafür soll die Stadt mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, so die Forderung einiger Politiker, doch dies kommt bei den religiös-konservativen Kräften alles andere als gut an.

Anlässlich der Feier des Jerusalem-Tags haben sich die Mitglieder des Stadtrats auf der alten Stadtmauer getroffen, auch um zu debattieren. Während dem Treffen hat Adir Schwartz, ein jüngerer Stadtrat, auch die Forderung platziert, Geld zu sprechen damit Massnahmen ergriffen werden können um den Status der LGBTI+ Community zu verbessern. Doch damit stiess er bei einigen Ratsmitgliedern auf wenig Gehör, ja es kam gar zu einem wüsten, überaus queerfeindlichen Wortgefecht.

Yoni Yosef fiel Schwartz gleich ins Wort und erklärte, dass dies ein Thema sei, welches niemanden interessiere, denn schliesslich sei Jerusalem eine heilige Stadt. Der stellvertretende Bürgermeister, Aryeh King, wiederum stellte die Frage, weshalb LGBTI+ denn zusätzliche Gelder brauchen, wenn sie doch angeblich normale Menschen sind.

Yorai Lahav-Hertzan, Abgeordneter im Knesset, zeigte sich empört über solch LGBTI+ feindlichen Äusserungen und meinte seinerseits, dass queere Menschen weder kaputt, noch krank sind und auch keine medizinische Behandlung brauchen. Er freue sich auf die bevorstehende Pride in Jerusalem, welche wohl die grösste werden wird, welche die Stadt je erlebt hat.

Gleichzeitig kritisierte Yorai Lahav-Hertzan aber auch Bürgermeister Moshe Leon, dass er nicht eingegriffen hat, als sein Stellvertreter, sowie weitere Mitglieder aus seiner Koalition während der Debatte solch queerfeindlichen Aussagen machten.

Die Pride in Jerusalem ist jedes Jahr ein grosses Politikum, da sie jeweils nahe an den jüdisch-orthodoxen Vierteln der Stadt durchführt. Auch die rechtsextreme Noam Partei und deren Vorsitzender Avi Maoz, welche in der aktuellen Regierung eingebunden sind, fordern energisch, dass die Pride verboten werden müsse. Premierminister Benjamin Netanjahu hat jedoch ein Versprechen abgegeben, dass die Rechte der LGBTI+ Community und damit auch die Pride unantastbar bleiben.