JAPAN: Die Tokyo Pride feiert ihr Comeback

JAPAN: Die Tokyo Pride feiert ihr Comeback
Erstmals seit vier Jahren konnte die Tokyo Rainbow Pride am Wochenende wieder in voller Grösse stattfinden. Die LGBTI+ Community sieht wegen dem bevorstehenden G7-Gipfel in Hiroshima die Gunst der Stunde um mehr Rechte zu fordern. Im Vergleich zu den übrigen Ländern der G7 ist Japan massiv im Rückstand was die Rechte queerer Menschen angeht.

Im Vergleich zur Grösse der Stadt mit ihren rund 38.5 Millionen Menschen in der Metropolregion ist die Pride in Tokio zwar verschwindend klein, doch trotzdem sprechen die Veranstaltenden von einem grossen Erfolg nachdem die Tokyo Rainbow Pride an diesem Sonntag nach 4 Jahren erstmals wieder in voller Grösse stattfinden konnte. Die stark in der Tradition verwurzelte Gesellschaft kennt Demonstrationen kaum und politische Forderungen werden auch selten auf die Strasse getragen.

Rund 10‘000 Queers und ihre Allys liefen durch die Innenstadt von Tokio im Bezirk Shibuya und Harajuku, und feierten einerseits die bislang erreichten Erfolge für die Rechte von LGBTI+, aber unterstrichen auch ihre Forderung, dass Japan als letzte der G7-Nationen endlich die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen solle. Dies hat daher besondere Bedeutung, da Japan im Mai in Hiroshima einen G7-Gipfel austrägt, bei dem alle Staatspräsidenten dieses internationalen Formats zusammentreffen werden.

Die Regierung tut zwar so, wie sie uns sehen, doch schlussendlich ignorieren sie uns trotzdem wieder, wenn es um konkrete Schritte geht, erklärt ein LGBTI+ Aktivist an der Pride. Dies zeigte etwa auch, dass Masako Mori, der offizielle Sonderberater für LGBTI+ Anliegen der Regierung von Premier Fumio Kishida, zwar an der Pride mit dabei war und vor der Parade auch ein paar Worte an die Menge richtete, doch dabei erwähnte er die Ehe für alle mit keinem Wort, sondern, er rief vielmehr zu einem grösseren Verständnis für die LGBTI+ Community auf.

Der Druck auf die Regierung kommt dabei nicht nur aus der LGBTI+ Community, sondern auch inmer mehr wichtige, international tätige, japanische Firmen und Konzerne fordern die Regierung von Kishida und dessen Partei zum Handeln auf. Während die Pride bislang vor allem von internationalen Unternehmen gesponsert wurde, so sind es je länger je mehr auch japanische Konzerne wie Panasonic, Mitsubishi Materials und die Japan Post, welche sich für die Pride und die Rechte von LGBTI+ einsetzen. Andere Firmen gehen sogar noch einen Schritt weiter: So anerkennt beispielsweise Nintendo bereits seit längerem gleichgeschlechtliche Paare und stellt sie verheirateten Paaren gleich.

Bislang kennt Japan nur sogenannte Partnerschaftszertifikate auf der Ebene der Städte, Gemeinden und Bezirke, welche aber mehr symbolischen Charakter haben und nur bedingt rechtliche Verbesserungen bringen. Seit 2019 hat die Zahl dieser Möglichkeiten stark zugenommen: Von damals 26 sind es heute bereits rund 300 Orte welche insgesamt 65 Prozent der Gesamtbevölkerung Japans abdecken. Die Zustimmung für die Ehe für alle liegt bei Umfragen zudem bereits bei rund 70 Prozent.