POLEN: Depressionen unter Queers nehmen stark zu

POLEN: Depressionen unter Queers nehmen stark zu
Die andauernden Anfeindungen, die wachsende Intoleranz und die extrem LGBTI+ feindliche Rhetorik bis hinauf in die höchsten politischen Ämter hinterlassen ihre Spuren bei queeren Menschen in Polen: Die Fälle von Depressionen innerhalb der Community haben innerhalb von vier Jahren massiv zugenommen.

Vor allen in den vergangenen Jahren hat sich das Klima für LGBTI+ in Polen massiv verschärft: Von LGBT Free Zones, welche ausgerufen wurden, bis hin zur Sichtbarkeit von queeren Menschen im Alltag, welche mittels neuen Gesetzen und Gesetzesentwürfen immer weiter eingeschränkt wurde. Sogar die Europäische Union sah sich gezwungen einzuschreiten und sich demonstrativ an die Seite der LGBTI+ Community zu stellen.

Die höchsten Politiker des Landes, aber auch nationalistische, konservative und religiöse Gruppierungen und Organisationen, und die Kirchen, insbesondere die katholische, bedienen sich dabei der LGBTI+ feindlichen Rhetorik und schaffen damit ein Klima der Intoleranz und des Hasses gegenüber queeren Menschen. Damit wird auch die Ungleichbehandlung stark befeuert. Die Autoren der Studie sprechen gar bereits von einer unterdrückten Minderheit.

Das Center für Forschung über Vorurteile der Universität Warschau hat zusammen mit der Kampagne gegen Homophobie diese Umstände und die damit verbundenen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von LGBTI+ untersucht. An der Onlineumfrage nahmen zwischen Dezember 2020 und Februar 2021 insgesamt 22‘883 Personen teil.

Die Auswirkungen auf die Community zeigen sich dabei auf den verschiedensten Ebenen. So erklärten LGBTI+ etwa, dass ihre Familien weniger akzeptierend ihnen gegenüber sind. Während im Jahr 2017 noch 68 Prozent der Mütter und 59 Prozent der Väter ihre queeren Kinder akzeptierten, so sank dieser Wert 2020 auf 61 respektive 54 Prozent. So zeigte die Umfrage, dass sich die Situation in den Familien für queere Menschen verschlechtert hat.

Auch die psychische Gesundheit der queeren Menschen leidet bedingt durch dieses Umfeld: Während im Jahr 2017 noch 28 Prozent erklärten, dass sie ernsthafte Symptome einer Depression durchleben, so waren es 2019/20 bereits 44 Prozent. Dies entspricht einer deutlichen Zunahme von über 50 Prozent innerhalb dieser rund vier Jahre.

Die Politik in Polen will indes nichts von Ungleichbehandlung und Unterdrückung wissen. So erklärte Staatsminister Michal Wojcik ganz schlicht, dass LGBT und Heterosexuelle in Polen nach der Verfassung gleich seien, die Regierung habe aber Schritte unternommen, um zu verhindern, dass LGBT Ideologien an Schulen Thema werden.

Die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit hat die sogenannte LGBT Ideologie zu einem Kernthema gemacht bei ihren erfolgreichen Wahlen 2019 und 2020. Noch immer werden neue Gesetzesentwürfe in die Parlamente getragen, welche es explizit auf die Rechte von queeren Menschen absehen. Auch der Druck durch die EU und die EU-Kommission hat bislang nur wenig geholfen.

Diese LGBTI+ feindliche Politik scheint aber nicht unbedingt von der Bevölkerung getragen zu werden. So zeigte sich in einer staatlichen Umfrage von September, dass die Unterstützung für queere Menschen trotzdem gestiegen ist, auf ein aktuelles Allzeithoch von 34 Prozent.