POLEN: Friedliche Prides in Katowice und Lublin
Während Jahren waren Prides in Lublin Ziel von Hass und Gewalt. Brennende Leuchtfakeln wurden von Gegendemonstranten in die Menschenmenge geworfen ebenso wie Glasflaschen und Eier. 2019 wurden sogar zwei Personen verhaftet, weil sie mit Sprengstoff an die Pride-Route gehen wollten.
Am vergangenen Samstag verlief die Pride nun aber absolut friedlich. Gegen 1000 queere Menschen und ihre Unterstützenden liefen durch die Innenstadt und machten auf ihre Rechte und ihre Situation aufmerksam. Auch die enorme Polizeipräsenz dürfte für die Gegendemonstranten abschreckend gewirkt haben.
Eine Pride-Teilnehmerin erklärte dabei, dass die LGBTI+ feindliche Politik der Regierung fehlgeschlagen sei. Die Politiker:innen haben damit queeren Menschen viel Aufmerksamkeit gegeben, und die Leute hätten nun festgestellt, dass Homosexuelle keine Personen sind, welche Krankheiten verbreiten, so wie es die Regierung gerne darstellt, sondern, dass es ganz einfache Menschen sind, bei denen man sein Brot kauft, welche unsere Nachbarn sind oder mit welchen man zusammen arbeitet. Das Verständnis für queere Menschen habe in den vergangenen Jahren massiv zugenommen, und sie sei froh, dass die Pride-Demonstration etwas dazu beitrage, dass es ein Umdenken gebe und dass sich damit die Situation für LGBTI+ im Land verbessere.
Auch in der Stadt Katowice verlief die Pride diesmal äusserst friedlich. Dort fand die bereits sechste Pride statt und zog rund 4‘000 Teilnehmende an. Dabei stand die Solidarität mit der Ukraine im Mittelpunkt und der Anlass wurde als Co-Pride mit der ukrainischen Stadt Odessa abgehalten. Ähnlich wurde schon die Warschau Pride zusammen mit der Kiew Pride organisiert.
Im Vorfeld der Pride gab es Drohungen durch die erzkonservative Organisation Fundacja Pro, welche sich gegen die Rechte queerer Menschen und gegen Abtreibungen einsetzt, und Homosexualität immer wieder mit Pädophilie gleichstellt. Der Bürgermeister hat eine Demonstration der Organisation verboten, da er Ausschreitungen befürchtet hat, doch ein Gericht hat dieses Verbot wieder aufgehoben. Trotzdem kamen nur sehr wenige an die von ihnen organisierte Gegendemonstration.
Die Veranstaltenden zeigten sich sehr zufrieden mit der Pride: Es sei eine einmalige Möglichkeit für die LGBTI+ Community gewesen, um sich sicher und wohl zu fühlen, und zudem sei die Stadt, die Region und ganz Polen daran erinnert worden, dass queere Menschen überall sind und auch nicht verschwinden werden, nur weil jemand ein Problem damit hat zu akzeptieren, dass die Welt nicht nur schwarz-weiss ist.