POLEN: Moderator des Staatsfernsehen entschuldigt sich bei der LGBTI+ Community

POLEN: Moderator des Staatsfernsehen entschuldigt sich bei der LGBTI+ Community
Lange war das Staatsfernsehen in Polen quasi der Propagandakanal der Regierung und damit der queerfeindlichen PiS-Partei: Die neue Regierung setzte nun mit Reformen auch bei den Medien an, damit sie wieder frei und unabhängiger berichten können. Ein deutliches Zeichen dafür setzte nun ein Fernsehmoderator: Er entschuldigte sich öffentlich bei der LGBTI+ Community für feindliche Äusserungen, welche in der Vergangenheit gemacht wurden.

Die Partei Recht und Gerechtigkeit, kurz PiS, welche Polen während den vergangenen Jahren und bis 2023 regiert hat, nutzte ihre Macht auch um die Medienlandschaft umzubauen. Das Staatsfernsehen wurde dabei praktisch zu einem Propagandakanal für die PiS-Regierung. Der neue Premierminister Donald Tusk hat seit seiner Amtsübernahme damit begonnen, Reformen umzusetzen, damit die Staatsmedien wieder unabhängiger und freier berichten können. Ein eindrückliches Zeichen diesbezüglich setzte am Sonntag der TV-Moderator Wojciech Szeląg des staatlichen Senders TVP.

Zu Gast waren LGBTI+ Aktivist und Filmemacher Bart Staszewski, sowie trans Aktivistin Maja Heban. Doch schon gleich zu Beginn der Sendung, noch bevor er mit dem eigentlichen Interview begann, richtete Wojciech Szeląg seinen Blick direkt in die Kamera und entschuldigte sich öffentlich für queerfeindliche Äusserungen, welche der Sender in den vergangenen Jahren ausgestrahlt hat.

Während vielen Jahren seien in Polen Menschen beschimpft worden, weil sie selber bestimmen wollten, wer sie sind und wen sie lieben, so Szeląg. LGBTI+ sei keine Ideologie, sondern es seien Menschen, konkrete Namen, Gesichter, Verwandte und Freunde. All diese Menschen sollten das Wort „Entschuldigung“ hören, fuhr er fort, als er sich zu seinen Gästen drehte, und an dieser Stelle entschuldige auch er sich.

Bart Staszewski zeigte sich überrascht, als er die Worte hörte, denn es sei ein sehr mulmiges Gefühl gewesen, und er habe auch Angst gehabt, erstmals durch die Türen ins Fernsehstudio zu laufen. Während acht Jahren seien LGBTI+ und die ganze LGBTI+ Community als Bedrohung für die Nation dargestellt worden, und dieser Hass bekamen queere Menschen direkt zu spüren. Um so überraschter sei er nun gewesen, so Staszewski, denn diesmal seien es Worte der Anerkennung gewesen und eine Entschuldigung.

Donald Tusks Wahlversprechen scheint schnell umgesetzt worden zu sein. Bereits wenige Tage nach seiner Vereidigung hat er Teile der Spitze des Senders ausgetauscht und auch andere, weitreichende personelle Veränderungen vorgenommen. Schnell keimte wegen dem schnellen Vorgehen von Tusk die Kritik auf, dass er nun seinen eigenen Propagandasender aufbauen wolle. Bislang scheint es jedoch, dass die jetzigen Reformen einzig dazu dienen die Rechtsstaatlichkeit wieder herzustellen, welche durch die PiS Partei untergraben wurde.

Für Bart Staszewski und Maja Heban waren die Entschuldigung Worte der Genugtuung. Für manche möge das nichts bedeuten, doch für ihn bedeute dies eine Menge, so Staszewski, denn während der vergangenen acht Jahren sei er wie unsichtbar gewesen, wie ein unbedeutender Bürger. Sowohl er, wie auch Maja seien erstaunt über diese Geste gewesen. Es sei ein rührender Moment gewesen. Er hoffe, so der LGBTI+ Aktivist weiter, dass die Community bald noch eine weitere Entschuldigung höre, und zwar die von Donald Tusk im Namen der polnischen Regierung.