RUSSLAND: Beamter flüchtet nach Outing aus Russland und verurteilt dort nun den Krieg

RUSSLAND: Beamter flüchtet nach Outing aus Russland und verurteilt dort nun den Krieg
Seit rund sechs Monaten lebt ein russischer Beamter mittlerweile im Exil, nachdem er öffentlich als schwul geoutet und deshalb massivst bedroht wurde. Nun sprach der 23-Jährige über diese schwierige Zeit und verurteilte dabei auch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.

Als das Oberste Gericht Russlands die „internationale LGBT-Bewegung“ als extremistisch einstufte, wurde eine wahre Verfolgung queerer Menschen losgetreten. In Moskau, St. Petersburg und in anderen Städten kam es seither immer wieder zu Razzien und Verhaftungen, wobei Clubs und andere Treffpunkte der LGBTI+ Bewegung reihenweise geschlossen wurden. Es ist derzeit kaum mehr möglich, solche Lokalitäten offen zu halten, denn der Druck durch die Politik, die Behörden, die Polizei und die Nachbarschaft ist enorm hoch.

Aber auch innerhalb der Gesellschaft hat sich das Klima für queere Menschen drastisch verschärft. Dies zeigte etwa das Beispiel von Denis Leontovich: Er arbeitete in der Region Samara bei der Behörde für Jugendarbeit. Im April hat der Duma-Abgeordnete Alexander Khinshtein eine wahre Hetzkampagne gegen den Beamten gestartet und ihn dabei nicht nur als schwul geoutet, sondern ihm auch unterstellt, dass er Mitglied einer „geheimen Schwulenlobby“ sei, welche das Ziel verfolge, junge Russ:innen zu beeinflussen. Zudem solle er mit einem Mann ein Verhältnis haben.

Für Denis Leontovich gab es darauf nur noch eine Chance: Er flüchtete aus Russland, da er massiv bedroht wurde, und liess sich in einem anderen Land nieder. Dies war vor mittlerweile sechs Monaten und nun meldete sich Leontovich bei VK, dem russischen Pendant zu Facebook, zu Wort, und er nutzt deutliche Worte wenn es um die russische Regierung geht.

Er habe Drohungen erhalten, und deshalb sei er gezwungen gewesen, Russland zu verlassen und ins Exil zu gehen, so Leontovich. Er sei gezwungen gewesen, sein Leben in einem anderen Land und in anderen Städten von Grund auf neu aufzubauen. Und warum? Weil sein eigener Staat weder ihn als Mensch noch seine sexuelle Orientierung akzeptiere, so der Mann weiter. Für sein Land sei er ein Extremist, ein Verräter und ein Krimineller, und dies nur, weil er schwul sei.

Doch Leontovich geht mit seiner Kritik an der russischen Regierung und Politik noch einen Schritt weiter: Es würden friedliebende Russ:innen zu Staatsfeinden erklärt, anstatt jener Präsident, der fremde Territorien annektiert und einen absolut schrecklichen Krieg mit den Nachbarland anfange. Damit verurteilt Denis Leontovich direkt den russischen Angriffskrieg.