RUSSLAND: Ein weiterer Safe Space für die Community geht verloren

RUSSLAND: Ein weiterer Safe Space für die Community geht verloren
Mit dem Fame Club in Jekaterinburg schliesst ein weiterer, ehemaliger Safe Space für die LGBTI+ Community in Russland. Der Druck und die Schikanen durch die Behörden wurden zu viel für die Betreiber des Lokals und so geben sie nach Geldstrafen und Razzien auf.

Noch bis im Herbst wolle man weitermachen, doch dann sei endgültig Schluss: Dies schrieben die Betreiber des Club Fame in Jekaterinburg auf ihren Social Media-Seiten. Das Programm und die Veranstaltungen, welche man im Fame anbiete, haben heute leider keine Chancen mehr, erklärten sie weiter.

Während es früher LGBTI+ Clubs in praktisch allen Grossstädten Russlands gab, so mussten die meisten in den vergangenen Monaten oder wenigen Jahren schliessen. Auch der Club Fame in der viertgrössten Stadt des Landes blickt auf eine äusserst turbulente Zeit zurück und es kam immer wieder zu Konflikten mit den Behörden und der Polizei.

Als 2022 eine Drag Queen die russische Hymne sang und dabei eine Regenbogenfahne hochhielt, wurde der Club gar vor Gericht gezogen. Der Missbrauch eines Staatssymbol wurde ihnen vorgeworfen und sie wurden schliesslich zur Zahlung einer Geldstrafe von 2000 Rubel, rund 20 Schweizer Franken, verurteilt.

Ein Jahr später, nachdem die „internationale LGBT-Bewegung“ durch das Oberste Gericht des Landes als extremistisch eingestuft wurde, kam es zu einer Razzia durch die Polizei. Rund hundert Gäste wurden damals festgehalten und es wurden die Personalien von ihnen aufgenommen. Was genau mit diesen Daten passiert ist, ist bislang nicht bekannt. Die Behörden behaupteten damals, dass die Aktion nicht mit der neuen Einstufung der LGBTI+ Community zu tun hat, sondern dass es einzig um nicht gekennzeichneten Alkohol ging.

Wie The Fame in Jekaterinburg geht es derzeit den meisten LGBTI+ Locations in Russland. Die Polizei führt zahlreiche Razzien durch, verhaftet Besitzer von Clubs und Bars und nimmt die Personalien von den Gästen auf. Viele getrauen sich nicht mehr diese Lokale zu besuchen, welche eigentlich Safe Spaces für die Community sein sollten, und damit bleibt diesen Orten keine andere Möglichkeit mehr als zu schliessen.