RUSSLAND: Razzien gegen LGBTI+ werden im Fernsehen ausgeschlachtet

RUSSLAND: Razzien gegen LGBTI+ werden im Fernsehen ausgeschlachtet
Die russische Staatsgewalt geht mit aller Härte gegen queere Menschen vor: In der Nähe von St. Petersburg soll nun eine angebliche LGBTI+ Gruppierung ausgehoben worden sein, welche sich gegen die russische „Spezialoperation“ in der Ukraine einsetze. Die Razzia wurde medienwirksam mit Videos im Fernsehen gezeigt, auch mit dem Ziel um andere einzuschüchtern.

Aufgrund der bevorstehenden „Wahlen“, wegen der Angst vor möglichen Aktionen durch Unterstützer des in Haft umgekommenen Alexei Nawalny und wegen dem zweiten Jahrestag des Starts des Angriffskriegs gegen die Ukraine ist das russische Regime aktuell äusserst nervös. Um von aktuellen Problemen wie diesen abzulenken, gehen Sicherheitsbehörden seit einiger Zeit mit aller Härte gegen die LGBTI+ Community vor. Als Legitimation dafür wird aktuell das jüngste Urteil des Obersten Gerichts benutzt, wonach die „internationale LGBT Bewegung“ als extremistisch eingestuft wurde.

Bereits wenige Stunden nach der Verkündung des Urteils wurden Razzien in diversen Clubs, Bars und Saunen in Moskau, welche als Treffpunkte der LGBTI+ Community bekannt waren, durchgeführt, später auch in anderen Gegenden des Landes. Die jüngste Kontrolle fand nun in der Nähe von St. Petersburg statt, wie Moscow Times berichtet. So sollen sich in den untersuchten Räumlichkeiten angeblich Aktivist:innen einer LGBTI+ Gruppierung getroffen haben, welche sich gegen die russische „Spezialoperation“ in der Ukraine einsetze.

In Videos, welche durch das Fernsehen medienwirksam verbreitet wurden, ist zusehen, wie maskierte Sicherheitskräfte verschiedenste anwesende Personen zu ihren Verbindungen zur internationalen LGBT Bewegung befragen. Wie die Opfer der Razzia gegenüber den Medien erklärten, seien sie gezwungen worden auf den Bauch zu liegen und während vier Stunden so auszuharren. Dabei seien sie beschimpft worden, man habe ihnen an den Haaren gezogen und sie auch getreten.

Die Polizei hat während der Razzia Regenbogenfahnen und andere verbotenen Symbole gefunden und beschlagnahmt. Zudem seien handgeschriebene Notizen sichergestellt worden, welche auf oppositionelle Aktivitäten hindeuten. So seien die Mitglieder angeblich nach ihren Hoffnungen und nach ihren Aussichten für die Zukunft befragt worden, was sie schliesslich auf diesen Zetteln notierten, und dabei sei es auch um die „Spezialoperation“ in der Ukraine gegangen, so die Polizei.

Via Telegram hat sich später anonym ein Mitglied der untersuchten Gruppierung gemeldet. Demnach soll es sich um Treffen einer Gruppierung gehandelt haben, welche unter anderem auch junge trans Menschen unterstützt. Es ist noch nicht bekannt, ob die Teilnehmenden nun tatsächlich angeklagt werden.

Identische Berichte über die Razzia wurden von den beiden TV-Sender Ren-TV and 78.ru verbreitet, welche beide zur National Media Group gehören, die wiederum im Besitz des russischen Milliardärs Yury Kovalchuk ist. Er gilt als enger Verbündeter von Vladimir Putin und ist derzeit ebenfalls mit westlichen Sanktionen belegt.