RUSSLAND: Wenn aus einem Kriegssong eine LGBTI+ Hymne wird
Der Sänger Shaman, wie auch dessen Song sind nicht eben unumstritten, wird ihm doch vorgeworfen, dass er sich mit seiner Musik auch am Nazi-Jargon bedient: Moy Boy heisst nämlich der Song, was übersetzt nichts anderes als „Mein Kampf“ heisst. Geworden ist es denn auch ein wahres Loblied auf den Krieg, obwohl diese "militärische Spezialoperation", nach der Rhetorik des Kremls, ausgerechnet deswegen geführt wird, um die Ukraine zu „entnazifizieren“.
Der Videoclip von Shaman, der mit bürgerlichem Namen Yaroslav Dronov heisst, ist im militärischen Stil gehalten. So sind russische Soldaten zu sehen, welche im durch Russland besetzten Osten der Ukraine kämpfen. Dabei kommen im Song Textzeilen vor wie etwa: „Ich bin Russe und kämpfe bis zu Ende“.
Äusserst mutige, queere TikTok-User haben nun aber den kriegerischen Song für ihre Zwecke genutzt indem sie ihre Liebe als gleichgeschlechtliche Paare zeigen, indem sie sich umarmen, zum Song tanzen oder lipsynchen. So zeigen sie ihre queere Beziehung öffentlich, untermalt vom Track von Shaman. Dazu haben sie ihn aber quasi umgedeutet und aus dem russischen „Boy“ für Kampf wurde das englische Wort, und somit wird der Songtitel zu „Mein Boy“.
Ein Beitrag für den Eurovision Song Contest 2030, schlagen einige TikTok-User eher zynisch zu ihren Videos vor, und andere wiederum bedanken sich direkt bei Shaman für diesen schönen Song. Seit Mitte März sind bereits zahlreiche solcher Videos aufgetaucht, trotz der noch extremeren und repressiveren Politik Russlands gegen queere Menschen. Was Shaman selber von dieser Aktion hält ist nicht bekannt.
Diese virale Aktion kommt zu einem Zeitpunkt, während die LGBTI+ Community in Russland enorm unter Druck ist, insbesondere seit der Oberste Gerichtshof die „internationale LGBT-Bewegung“ als extremistisch eingestuft wurde. Die Finanzaufsicht hat die Bewegung gar auf die Liste der Terroristen und Extremisten gesetzt. Der Kreml nutzt jede Gelegenheit um gegen queere Menschen zu hetzen, und die Behörden und die Polizei verfolgen LGBTI+ mit gezielten Aktionen wie etwa Razzien in beliebten Treffpunkten.