SCHWEIZ: Der Kanton Bern veröffentlicht erstmals Zahlen zu Hassverbrechen
Wie bereits etwa in der Stadt Zürich, sowie unter anderem in den Kantonen Freiburg, Luzern und Waadt, so erfasst auch der Kanton Bern seit dem 1. Januar 2023 Hassverbrechen separat in der Kriminalstatistik. Dies geht auf einen politischen Vorstoss zurück, den Barbara Stucki, Alt-Grossrätin und Mitglied der Berner HAB Queer, lanciert hat. Um entsprechend vorbereitet zu sein, wurden vor der Einführung dazu sämtliche Mitarbeitenden der Kantonspolizei Bern entsprechend für die Thematik sensibilisiert. So wurden zudem auch die Kontakte zur LGBTI+ Community ausgebaut, und es wurde auch öffentlich auf die Meldestellen für Hassverbrechen aufmerksam gemacht.
Die sogenannten Hate Crime wurden nun in diesem Jahr erstmals separat in vier Kategorien erfasst und in den Statistiken ausgewiesen, einerseits mit dem Hassmotiv Ethnie und/oder Religion und mit dem Hassmotiv sexuelle Orientierung/ Geschlechtsidentität, sowie das Motiv Andere. Weiter werden die Taten nach dem Geschlecht der betroffenen und der beschuldigten Personen aufgeschlüsselt, sowie nach der Art der Tat.
Nun hat die Berner Kantonspolizei die ersten Zahlen dazu veröffentlicht: So sind im Jahr 2023 insgesamt 55 Meldungen eingegangen. Dabei waren 58 Personen betroffen, 36 cis und trans Männer, 21 cis und trans Frauen und eine nicht-binäre Person. Dabei gab es 24 betroffene Personen nach dem Kriterium der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität, so 13 betroffene cis und trans Männer, 10 cis und trans Frauen, sowie eine nicht-binäre Person.
Eines Hassverbrechens beschuldigt wurden 44 Personen, dabei waren es 35 Männer und 9 Frauen. In Bezug auf die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität gab es 16 beschuldigte Personen, 14 Männer und 2 Frauen.
Von den 55 Meldungen betrafen 30 das Motiv der Ethnie und/ oder der Religion, und 24 das Motiv der sexuellen Orientierung, der Geschlechtsidentität. Eine Meldung wurde unter dem Motiv Andere erfasst. Unter die Kategorie Andere fallen Gruppenfeindlichkeiten, etwa aufgrund einer feindlichen Haltung gegenüber Personen mit Behinderung. Wie die Polizei weiter mitteilt, müsse aber auch in allen Kategorien von einer erheblichen Dunkelziffer ausgegangen werden.
In Bezug auf den Tathergang waren es mit 18 Fällen am häufigsten Beschimpfungen, gefolgt von Diskriminierung und Aufruf zu Hass in 11 Fällen, Drohungen in 7 Fällen sowie 6 Fälle von Tätlichkeiten. In 3 Fällen lag eine einfache Körperverletzung vor, in jeweils 2 Fällen kam es zu übler Nachrede, Verleumdung oder Sachbeschädigung. Hinzu kommen jeweils eine schwere Körperverletzung, ein Angriff und ein Missbrauch einer Fernmeldeanlage.
Ein Hassverbrechen wird erfasst, wenn aufgrund von Aussagen oder Tatumständen davon ausgegangen werden muss, dass das Motiv einer Tat aufgrund von Vorurteilen und feindlichen Einstellungen gegenüber einer Bevölkerungsgruppe besteht, schreibt die Polizei in ihrem Bericht zu sogenannten Hate Crimes. Dabei erfasst die Polizei alle Meldungen, unabhängig davon ob tatsächlich ein Strafantrag vorliegt oder nicht. Die Hassmotive werden dabei auf der Basis der Empfehlung der OSZE definiert.
Wie die Kantonspolizei mitteilt, sei die statistische Erfassung der Hassverbrechen gut angelaufen. Eine Einordung der Zahlen sei jedoch noch schwierig, da es sich um das erste Jahr der Erfassung handelt und somit noch keine Vergleichszahlen vorliegen.
Den gesamten Bericht der Kantonspolizei Bern findest Du hier. Weitere Infos zum Umgang mit Hassverbrechen, zu Anzeigen und zu Kontaktstellen innerhalb der Polizei findest Du zudem hier.
Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:
Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch
Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer