SÜDAFRIKA: Wird die Ehe für alle bald wieder für illegal erklärt?

SÜDAFRIKA: Wird die Ehe für alle bald wieder für illegal erklärt?
Als einziges Land in Afrika kennt Südafrika die vollkommen gleichgestellte Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, und dies bereits seit 2006. Neue, drastische Aussagen des tief gefallenen ehemaligen Staatspräsidenten Jacob Zuma bereiten der LGBTI+ Community nun allerdings Sorgen: Für die kommenden Wahlen will er mit seiner Partei offenbar die Aufhebung der Ehe für alle zum Thema machen.

Als die Ehe im Jahr 2006 für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet wurde, erklärte Jacob Zuma, dass dies eine Schande für Gott und für die gesamte Nation sei. Als er aufgewachsen sei, hätte kein „unqingili“ [Homosexueller] vor ihm stehen können, er hätte ihn sofort k.o. geschlagen. Zwar entschuldigte sich Zuma später und behauptete, dass die Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und falsch interpretiert wurden, doch so richtig abgenommen hat man ihm dies nie.

Die Ehe für alle wurde damals durch das Verfassungsgericht eingeführt, welches gemäss der neuen Verfassung des Landes urteilte, dass niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung oder seiner Geschlechtsidentität diskriminiert werden darf. Damit wurde Südafrika das erst fünfte Land der Welt und bis heute das erste Land in Afrika, welches die Ehe für alle einführte.

Dass das Verfassungsgericht damals die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet hat, ist dem ehemaligen Staatspräsidenten Jacob Zuma - er war von 2009 bis 2018 im Amt - offenbar bis heute ein Dorn im Auge. Die Ehe für alle sei auf undemokratische Weise eingeführt worden, und werde von einer Mehrheit der Südafrikaner:innen nicht unterstützt, erklärte er an einer Wahlkampfveranstaltung seiner Partei uMkhonto weSizwe. Er sei deswegen auch von Stammesautoritäten angesprochen worden. Wenn seine Partei gewinne, dann werde er diese Gesetze, welche auf undemokratische Weise entstanden sind, wieder ändern, so Zuma weiter.

In der Queer Community zeigt man sich besorgt über diese Äusserungen. So heisst es beispielsweise von OUT LGBT Well-being, dass es beunruhigend sei, wenn sich ein südafrikanischer Staatschef, der gegen die Apartheid gekämpft hat, nun dafür einsetzt, dass die Rechte von einigen Bürgern eingeschränkt werden. Sollte er richtig zitiert worden sein, dann lasse sein Verständnis von Demokratie und Verfassung doch sehr zu wünschen übrig, heisst es von der Organisation weiter. Er solle sich daran halten, was er 2006 als Entschuldigung formuliert habe, nämlich dass er sich an die Verfassung des Landes halte, und dass niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität diskriminiert werden dürfe.

Die nächsten Parlamentswahlen in Südafrika werden voraussichtlich bereits im Frühling oder Sommer 2024 stattfinden. Um Zustände wie derzeit in den USA zu vermeiden, rief die Organisation OUT LGBT Well-being alle daran teilnehmenden Parteien dazu auf, die Würde und die gleichen Rechte aller Südafrikaner:innen anzuerkennen, und darauf zu verzichten, gefährdete Minderheiten wie die LGBTI+ Community für den Wahlkampf und für billige, politische Zwecke zu missbrauchen.

Bild: © World Economic Forum www.weforum.org / Matthew Jordaan mattjordaanphoto@gmail.com - Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic