TÜRKEI: Erdogan zieht wieder über die LGBTI+ Community her

TÜRKEI: Erdogan zieht wieder über die LGBTI+ Community her
2025 sei das Jahr der Familie, kündigte der türkische Staatspräsident Erdogan in einer Rede an, denn die Türkei braucht vor allem eines: Nachwuchs. Dabei hob er die traditionelle Familie hervor und wetterte gleichzeitig mit drastischen Worten über die LGBTI+ Community. So stellt er einmal mehr die LGBTI+ Politik mit Faschismus gleich.

Spricht Recep Tayyip Erdogan über Familien, dann nutzt er stets auch gleich die Gelegenheit um über die LGBTI+ Community herzuziehen - und dabei bedient er sich jeweils einer drastischen Rhetorik. So auch jüngst während einer Rede im Kongress- und Kulturzentrum Bestepe als er das Jahr der Familie ausrief. Dabei stellte er eine Reihe von Initiativen vor, welche die traditionellen Familienstrukturen in der Türkei unterstützen sollen. Dabei geht es ihm vor allem um eines: Das Land braucht mehr Nachwuchs.

Eine starke Familie ebne den Weg für einen starken Staat, so sein Standpunkt. Ganz und gar nicht in dieses Konzept passen gleichgeschlechtliche Paare und die LGBTI+ Community. Wie Erdogan in seiner Rede betonte, würden verschiedenste Kräfte die traditionelle Familie angreifen, und dazu würden auch Homosexuelle gehören, welche Teil einer ausländischen Verschwörung seien. Sie würden versuchen die Türkei zu unterwandern. Sie hätten mit ihrer Geschlechtsneutralisierungspolitik die Familie ins Visier genommen und würden die LGBTI+ Community als Rammbock verwenden, so der Staatspräsident weiter.

Dabei spricht er im Zusammenhang mit queerer Politik von einer „LGBT Ideologie“, und stellt sie mit Faschismus gleich. So spricht Erdogan davon, dass es die Verantwortung aller sei, Kinder und Jugendliche von diesen schädlichen Trends und perversen Ideologien zu schützen. Die Neoliberalen kulturellen Trends würden Grenzen überschreiten und in alle Teile dieser Welt vordringen. Dies führe auch dazu, dass die LGBT-Ideologie und andere Bewegungen an Boden gewinnen, beschwert er sich weiter. Dies führe unweigerlich zu einem Rückgang der Bevölkerung.

Bereits 2007 macht Erdogan darauf aufmerksam und forderte damals von allen Familien in der Türkei, dass sie mindestens 3 Kinder haben sollen. Dieses Ziel wurde bei weitem nicht erreicht, und so erneuerte er seine Forderung und erklärte gleichzeitig, dass er sich Sorgen mache, da die Leute immer später heiraten würden und da die Scheidungsrate zunehme. Dies könne zu unwiderruflichen Problemen führen, wenn man nicht notwendige Massnahmen ergreife.

Diese Massnahmen hat er nun angekündigt, und sie sehen finanzielle Anreize für „traditionelle Familien“ vor. Diese reichen von kostenloser oder zumindest stark subventionierten Angeboten zur Kinderbetreuung über finanzielle Unterstützung im Bereich Wohnen bis hin zu zinslosen Darlehen an frisch verheiratete Paare oder Sonderprämien für Neugeborene. Damit soll das Bevölkerungswachstum wieder angekurbelt werden, denn dieses sank zuletzt massiv: Während es 2015 noch bei 2.53 Prozent lag, so lag es 2024 bei nur noch 0.53 Prozent.

Mit diesen Ankündigungen einher könnten auch noch weitere Repressionen gegen die LGBTI+ Community gehen: Bereits jetzt ist es nicht mehr möglich eine Pride abzuhalten, denn es werden keine Bewilligungen mehr erteilt, und wer sich trotzdem auf die Strasse wagt, der erlebt brutale Polizeigewalt. Weiter kommt es auch immer wieder zu Verhaftungen bei anderen queeren Veranstaltungen, obwohl Homosexualität in der Türkei nicht verboten ist und es noch vor mehr als einem Jahrzehnt riesige Prides in Istanbul gab mit grosser internationaler Strahlkraft.

Bild: © President.gov.ua - Creative Commons Attribution 4.0 International