UK: Enttäuschendes Verbot von Konversionstherapien soll noch dieses Jahr kommen

UK: Enttäuschendes Verbot von Konversionstherapien soll noch dieses Jahr kommen
Im vergangenen Jahr war es Queen Elizabeth, welche zur Parlamentseröffnung ein Verbot von Konversionstherapien als Regierungsziel nannte, und diesmal war es ihr Sohn, der das gleiche tat. Einziger Unterschied: Während die LGBTI+ Community im vergangenen Jahr noch voller Zuversicht der Ankündigung applaudierte, so machte sich diesmal Enttäuschung breit, denn die Regierung Johnson hat das Verbot derart verwässert, dass es sogar innerhalb der Community zu grossangelegten Protesten dagegen kam.

Seit Jahren fordert die LGBTI+ Community in Grossbritannien ein wirkungsvolles Verbot von Konversionstherapien. Als die Queen im vergangenen Jahr zur Parlamentseröffnung die für sie von der Regierung verfasste Rede vortrug, war die Community noch voller Zuversicht, denn erstmals wurde ein Verbot dieser queerfeindlichen Praktiken als Regierungsziel genannt.

Mittlerweile sind zwölf Monate vergangenen und die nächste Queen‘s Speech stand nun zur Parlamentseröffnung an, wobei die Queen sich aus gesundheitlichen Gründen diesmal von ihrem Sohn und Thronfolger Prince Charles vertreten liess. Wieder liess die Regierung Johnson ein Ende der Konversionstherapien in der Rede erwähnen, doch diesmal war die Ernüchterung in der LGBTI+ Community gross.

In diesem Jahr wurde das Verbot derart verwässert, dass sogar die LGBTI+ Community auf die Strasse ging, um dagegen zu protestieren. Der Grund: Erst wollte die Regierung gar nichts mehr von einem Verbot wissen, und nach massiver Kritik aus der Bevölkerung und der Community, wurden die Pläne massiv aufgeweicht.

In der Rede von Prince Charles wurde das Verbot, wie schon vor einem Jahr, nur kurz erwähnt: Eine Gesetzgebung werde vorgestellt, welche Konversionstherapien verbiete. In einem Leitfaden, der zur Rede abgegeben wurde, sind dann weitere Ausführungen zu diesem Thema gemacht worden.

So erklärte die Regierung Johnson, wie bereits zuvor angekündigt, dass Konversionstherapien nur noch verboten werden, wenn damit die sexuelle Orientierung, nicht aber, wenn die Geschlechtsidentität verändert werden soll. Trans und inter Menschen wären diesen Praktiken somit weiterhin schutzlos ausgeliefert. Zudem ist offenbar ein weiterer Zusatz geplant, welcher Konversionstherapien erlaubt, wenn zwei Erwachsene einvernehmlich daran beteiligt sind.

So schreibt die Regierung, dass unter 18-Jährige durch dieses Gesetz geschüztzt würden, sowie jene über 18, welche mit der Behandlung nicht einverstanden sind oder dazu gezwungen werden. Die Definition des "damit einverstanden sein", werde ganz klar formuliert sein, hat die Regierung zudem angekündigt, doch LGBTI+ Organisationen sind schon alleine mit dieser Formulierung nicht einverstanden.

So wehren sie sich dagegen, dass Erwachsene solch schädliche Praktiken noch auf "freiwilliger Basis" besuchen können. Auch sei nach wie vor nicht klar, wie die Schlupflöcher geschlossen werden, welche religiöse Formen von Konversionstherapien noch immer ermöglichen. Diese Formen, welche von weg-beten bis hin zu Exorzismus reichen, sind nämlich die am weitesten verbreiteten Methoden bei Konversionstherapien.

Die Forderungen der Community sind den auch klar: Die Regierung soll endlich aufhören, politische Spiele auf Kosten von Menschenleben zu spielen, und endlich ein echtes Verbot von Konversionstherapien einführen, welches die gesamte LGBTI+ Community schützt.

Diese Praktiken führen oftmals zu schweren psychischen Problemen, welche von Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken reichen. Daher ist für queere Organisationen klar, dass die Regierung aufhören solle, den Rat von Experten und Überlebenden von solchen Therapieformen zu ignorieren.

Wie die britische Regierung schreibt, soll der Gesetzesentwurf noch in diesem Jahr im Parlament vorgestellt werden.

Die Rede von Prince Charles zur Parlamentseröffnung: Der Teil über Konversionstherapien bei 43 Minuten und 35 Sekunden.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer