UK: Massive Zunahme bei LGBTI+ feindlichen Hassverbrechen

UK: Massive Zunahme bei LGBTI+ feindlichen Hassverbrechen
Laut aktuellen Zahlen haben sich die LGBTI+ feindlichen Hassverbrechen in Grossbritannien in den vergangenen sechs Jahren vervielfacht. Am stärksten davon betroffen ist beispielsweise die Region um Liverpool mit einer Zunahme von +1200 Prozent seit 2014.

Dass aus LGBTI+ Feindlichkeit motivierte Hassverbrechen zunehmen, war bekannt, und das wahre Ausmass legt ein nun veröffentlichter Bericht dar. So zeigen die Zahlen, dass sich Hassverbrechen auf Basis der sexuellen Orientierung in den vergangenen sechs Jahren verdreifacht, und auf Basis der Geschlechtsidentität gar vervierfacht haben. Nur gerade zehn der insgesamt 45 britischen Polizeiabteilungen vermeldeten eine Abnahme bei den Hassverbrechen in den vergangenen sechs Jahren. Im Gegensatz dazu verzeichnete eine Mehrheit eine Zunahme, und dies in jedem einzelnen dieser Jahre.

Laut der britischen Organisation gegen Übergriffe gegen LGBTI+, Galop, geht man davon aus, dass nur gerade 10 Prozent der Fälle überhaupt bekannt werden. Somit wird der Grossteil der LGBTI+ feindlichen Taten, welche die Community in Grossbritannien erlebt, nicht erfasst und bleibt damit auch ohne Konsequenzen für die Täter. Wie Galop weiter berichtet, habe man bereits seit dem Anfang der Pandemie gesehen, dass es durch die Lockdowns zu einer Eskalation von Gewalt und Missbrauch gegen queere Menschen kam.

Diese Feststellung schlägt sich auch in den Zahlen der Organisation Victim Support nieder, ein Hilfsangebot, bei der Opfer von Gewalt Unterstützung erhalten können. So hätten die Anrufe innerhalb der letzten 12 Monate über alle Formen von Hassverbrechen um 11 Prozent zugenommen. Jene von trans Menschen, welche Hilfe benötigten, nahmen dabei gar um 45 Prozent zu, was enorm viel höher ist als die 22 Prozent bei den Menschen mit Behinderung und der 20 Prozent der Personen, welche Gewalt auf Basis der sexuellen Orientierung erlebten. Am meisten Anrufe, rund 71 Prozent, erreichen Victim Support aber aufgrund von Rassismus.

Die nun veröffentlichten Zahlen an registrierten Hassverbrechen auf Basis der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität zeigen ebenfalls eine markante Zunahme. So zählte man im Jahr 2014/15, als in Grossbritannien die Ehe für alle geöffnet wurde, 6‘363 Fälle in Bezug auf die sexuelle Orientierung, während es nun in der Periode 2020/21 bereits 19‘679 Fälle waren. Dies entspricht einer Verdreifachung. Noch stärker stiegen die Fälle auf Basis der Geschlechtsidentität: Diese Zahlen vervierfachten sich im selben Zeitraum von 598 auf 2‘588 Fälle.

Eine der stärksten Zunahmen erlebte die Merseyside Police in Liverpool. Dort wurden 2014/15 64 Fälle gezählt, und nun 2020/21 waren es bereits 834. Dies entspricht einer Zunahme vom 1200 Prozent. Der enorme Anstieg an Hassverbrechen in Grossbritannien führte gleichzeitig dazu, dass prozentual gesehen immer weniger Fälle tatsächlich von der Polizei aufgeklärt werden konnten. So haben die Investigativ-Journalisten von Liberty Investigates festgestellt, dass vor fünf Jahren noch gut 28 Prozent der Fälle abgeschlossen werden konnten, etwa mit einer Anzeige gegen Personen, Bussen oder Strafen. Im vergangenen Jahr lag dieser Anteil nur noch bei rund 20 Prozent.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch