UKRAINE: Unterstützung für die Rechte queerer Menschen nimmt erneut stark zu
Dass gleichgeschlechtliche Paare in der Ukraine keine Möglichkeit haben um sich rechtlich abzusichern führt zu zermürbenden Situationen innerhalb der Community. Mit dem Wissen, keine medizinischen Entscheidungen für Partner:innen treffen zu können, oder im schlimmsten Fall nicht über eine Beerdigung mitentscheiden zu dürfen, ist die aktuell ohnehin äusserst schwierige Lage im Land für queere Paare noch belastender. Um auf diese Tatsache hinzuweisen versucht die LGBTI+ Community unermüdlich ihre Situation öffentlich bekannt zu machen - sei es mittels Pride-Veranstaltungen, Petitionen und Unterschriftensammlungen, Plakataktionen oder auch mittels Medienarbeit.
Diese Öffentlichkeitsarbeit, welche seit dem Angriffskrieg durch Russland noch intensiviert wurde, scheint Wirkung zu zeigen. Während sich 2022 laut dem Internationalen Institut für Soziologie Kiew 60.6 Prozent dafür aussprachen, dass queere Personen die gleichen Rechte wie alle anderen Bürger:innen der Ukraine haben sollen, so waren es im vergangenen Jahr bereits 68.3 Prozent. Bei der jüngsten Umfrage ging der Wert 2024 nochmals weiter nach oben und erreichte mit 70.4 Prozent ein neues Rekordhoch.
Laut der Autoren der Befragung zeigt sich, dass der Zuspruch für Anliegen der LGBTI+ Community vor allem bei den jüngeren Generationen, sowie auch bei den Frauen besonders hoch ist.
Geschätzt wird von der Bevölkerung aber auch, dass sich queere Menschen an der Front für ihr Land einsetzen und sich in der Armee gegen die russischen Aggressionen zur Wehr setzen. So befürworten 68.3 Prozent, dass LGBTI+ in der Armee dienen. Nur gerade 7.1 Prozent sprechen sich gegen einen Armeeeinsatz durch queere Menschen aus. Auch dieser Anteil ist deutlich gesunken.
Trotz des hohen Zuspruch in Bezug auf die gleichen Rechte für queere Menschen innerhalb der Gesellschaft, so zeigt sich bei der Frage nach einer rechtlichen Absicherung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften noch ein anderes Bild, obwohl auch dort deutliche Fortschritte erzielt werden konnten. Ein Gesetzesentwurf, der vorliegt und ein entsprechendes Partnerschaftsgesetz vorsieht, befürworten nur 28.7 Prozent, dagegen sprechen sich 35.7 Prozent aus und 25.6 Prozent haben sich keine Meinung dazu gebildet.
Während der Abstand zwischen den Befürwortern und den Gegnern eines Partnerschaftsgesetzes im Jahr 2022 noch bei 18.3 Prozent lag, so ist dieser aktuell auf noch sieben Prozent zusammengeschmolzen. Weiter zeigt sich auch, dass bereits mehr als die Hälfte der Befragten zumindest keine ablehnende Haltung gegenüber einem Partnerschaftsgesetz einnehmen.