UNGARN: Orban fordert „diskretere Coming Outs“ innerhalb seiner Partei
Im Jahr 2026 finden in Ungarn Wahlen statt und Premierminister Viktor Orban macht sich offenbar bereits Sorgen um den Ruf seiner Partei: In dem vergangenen Jahren gab es nämlich mindestens zwei äusserst prominente, aber nicht eben freiwillige Coming Outs innerhalb seiner Fidesz-Partei. Dies passt so gar nicht zu seiner extrem LGBTI+ feindlichen Politik und offenbar sieht er seine seit bereits 14 Jahren anhaltende Machtposition deswegen in Gefahr.
Bei den beiden Fällen handelte es sich um zwei wichtige Aushängeschilder rund um die Fidesz-Partei und den persönlichen Dunstkreis des Premier. Beide haben aber öffentlich die LGBTI+ feindliche Politik der Partei mitgetragen und stets vehement verteidigt. So trat im Dezember 2020 mit József Szájer einer der Mitgründer und ein enger Vertrauter von Viktor Orban und dessen Politik zurück, nachdem er in Brüssel während dem Lockdown an einer privaten, schwulen Sexparty teilnahm. Als die Polizei eintraf versuchte er über die Dachrinne zu flüchten, konnte aber doch gefasst werden.
Erst vor kurzem kam auch der Fall von Gergő Bese an die Öffentlichkeit. Wann immer die Partei einen Geistlichen als Beistand brauchte, war Bese zur Stelle. Der katholische Priester verteidigte die LGBTI+ feindlichen Gesetze von der Kanzel herab, segnete die neuen Büroräumlichkeiten von Orban und sammelte in der Kirche Wählerstimmen für die Partei. Wie eine Newsplattform aber anfangs September berichtet hat, soll Gergő Bese selber ein Doppelleben führen und Beziehungen mit Männern haben. Die Kirche hat darauf bereits reagiert und den Priester von all seinen Ämtern enthoben.
In einem anderen Fall wurde in Ungarn ein verurteilter Mann begnadigt, der mitgeholfen hat, sexuelle Missbräuche in einem staatlichen Kinderheim zu vertuschen. Zwar hatte dies für Orban nur indirekte Konsequenzen, doch der ungarische Staatspräsident verlor sein Amt, und auch jene Frau, welche die Fidesz-Partei im Sommer hätte durch die Europawahlen führen sollen, zog ihre Kandidatur zurück.
Dass diese Fälle Orbans Partei in einem schlechten Licht darstellten ist gewiss, obwohl zumindest beim Priester keine strafrechtlich relevanten Taten vorliegen. Trotzdem wirft insbesondere die Opposition der Fidesz-Partei Heuchelei vor. Die Partei hat seit Beginn ihrer Regierungstätigkeit Gesetze direkt gegen queere Menschen verabschiedet. So wurde die Ehe für alle und die Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare verboten, die Geschlechtsidentität von trans Menschen wird nicht mehr anerkannt, und ein Anti-LGBTI+ Propagandagesetz verbietet es, Minderjährige queeren Inhalten auszusetzen.
Dass die Wahlen im Jahr 2026 für Orban nicht einfach werden könnten, zeigen aktuelle Umfragen. Der Partei droht nämlich die mächtigste Opposition seit Jahren.