USA: Bereits 124 Drohungen und Angriffe gegen Drag Shows

USA: Bereits 124 Drohungen und Angriffe gegen Drag Shows
Vorfälle wie jener gegen die Drag Queen Story Time in Zürich nehmen zu: In den USA gab es alleine in diesem Jahr schon 124 Drohungen oder Angriffe gegen Drag-Anlässe, teilweise sogar bewaffnete. Die bekanntesten Drag Queens touren mittlerweile mit bewaffneten Securities und Metalldetektoren durchs Land. Die LGBTI+ feindliche Rhetorik von Rechtsaussen entfaltet immer mehr ihre Wirkung…

Sie skandieren äusserst LGBTI+ feindliche Parolen, versperren den Eingang für Besucher, stürmen Lokalitäten oder zeigen sich gar demonstrativ mit Waffen vor den Veranstaltungsorten. Drohungen und Angriffe gegen Drag Queen-Shows sind in den vergangenen Monaten und wenigen Jahren massiv angestiegen. Grund dafür ist insbesondere da Rechtsaussen die Drag Queens zu ihren neuen Opfern für ihre Angriffe auserkoren haben. Die schmutzige Arbeit vor Ort verrichten derweil rechtsradikale Gruppierungen wie die Proud Boys, die Patriot Front, lokale White Supremacist-Gruppierungen und andere.

In den USA wurden alleine in diesem Jahr bereits 124 Drohungen oder gar Angriffe auf Drag Shows in 47 der 50 US-Bundesstaaten registriert. Dies führte dazu, dass die bekanntesten Queens mittlerweile ihre Securities während ihren Tourneen massiv verstärkt und gar bewaffnet haben, und dass sie sogar Metalldetektoren vor ihren Anlässen einsetzen, um ihr Publikum zu durchsuchen. Wie etwa Jinkx Monsoon in einem Interview erklärt, prüfe sie auch in jeder neuen Lokalität zuerst den Fluchtweg. Weiter habe sie Re-Entrys an ihrer Show verboten. Die Polizei werde zudem jeweils über ihre Show informiert, damit sie vor Ort Präsenz markieren kann.

Zusammengetragen hat die einzelnen Vorfälle die LGBTI+ Organisation GLAAD. Mit je zehn Vorfällen geschahen die meisten in den US-Bundesstaaten Texas und North Carolina, gefolgt von Illinois mit acht, Tennessee und Kalifornien mit je sechs und Georgia mit fünf Fällen. Die Vorfälle reichen dabei von offenem präsentieren von Waffen bis hin zu Bedrohungen von und vor Kindern oder gar zu Brandanschlägen mittels Molotov-Cocktails.

In der Nähe von Chicago musste im September eine Bibliothek ein Drag Bingo absagen, weil sie im Vorfeld massive Drohungen erhielten. Darunter war auch ein Brief mit einer Patrone und den Worten „More to come“. Auch in Memphis in Tennessee musste ein Drag Anlass im Museum of Science and Industry quasi in letzter Minute abgesagt werden, als bewaffnete Mitglieder der Proud Boys vor dem Gebäude auftauchten um gegen den Anlass zu protestieren.

Im Oktober kamen Rechtsextreme mit halbautomatischen Waffen an einen Drag-Anlass in Eugene im Bundesstaat Oregon. Sie begannen zudem Steine und Rauchpetarden zu werfen. Im selben Monat wurde in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma erst eine Scheibe eingeschlagen, um dann einen angezündeten Molotov-Cocktail in einen Donut-Laden zu werfen. Kurz zuvor fand dort eine Kunstaktion mit Drag Performern statt und ein Schreiben deutete ebenfalls an, dass es ein Protest gegen Drag Queens gewesen ist.

Mitverantwortlich für diese Entwicklung ist laut der Organisation Media Matters unter anderem auch Fox News and The Daily Wire, zwei Kanäle welche haarsträubende Falschinformationen über solche Anlässe verbreiten. So spricht Tucker Carlson von einer Sexualisierung von Kindern und Matt Walsh forderte in seiner Sendung gar von der Polizei, dass sie die Türen von LGBTI+ Clubs eintreten und die Drag Queens verhaften. Laut Media Matters soll Fox News im Juni viel mehr Sendezeit verwendet haben um gegen Drag Queens und trans Menschen zu hetzen als um über die Anhörungen zum Sturm auf das Kapitol vom 6. Januar 2021 zu berichten. Bei den anderen TV-Stationen wurde zeitweise beinahe rund um die Uhr über diese Anhörungen berichtet.

Politisch versuchen dabei die Republikaner Kapital aus dieser Entwicklung zu schlagen, und sie reichen derweil in einer ganzen Reihe von Bundesstaaten Vorstösse ein um Drag Events zu verbieten - zumindest vor Minderjährigen. Dies hat aber weitreichende Konsequenzen etwa für Prides und Pride-Veranstaltungen. Aktuell wurden bereits in einer ganze Reihe an Bundesstaaten solche Verbote entweder zur Debatte eingereicht, oder sie wurden zumindest angekündigt.

In Michigan sollen Drag Events an Schulen verboten werden, obwohl es bislang an keiner Schule einen solchen Anlass gab. In Tennessee sollen sämliche Drag Events in der Öffentlichkeit verboten werden, und in Texas, Montana und Arizona liegen Gesetzesentwürfe vor, welche Drag Performances vor Minderjährigen verbieten. Ein ähnliches Gesetz möchte zudem auch der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, vorschlagen.