USBEKISTAN: Schwerverletzter LGBTI+ Aktivist nun unter Hausarrest

USBEKISTAN: Schwerverletzter LGBTI+ Aktivist nun unter Hausarrest
Zuerst die Good News: Der nach einem Angriff schwerverletzte LGBTI+ Aktivist Miraziz Bazarov konnte das Krankenhaus mittlerweile verlassen. Er wurde jedoch sofort ins Innenministerium gebracht und danach unter Hausarrest gestellt - wegen Verleumdung und öffentlicher Beleidigung.

Miraziz Bazarov wurde vor seinem Haus von maskierten Schlägern angegriffen und mit einem Baseballschläger schwer verletzt. Er wurde darauf in ein Krankenhaus gebracht, welches er nun nach mehrtägigem Aufenthalt verlassen konnte. Doch statt nach Hause wurde er gleich ins Innenministerium gebracht, wo er sich den Fragen der Ermittlungsbehörden stellen musste. Wie sein Anwalt Sergei Mayorov bestätigt, soll dies nichts mit der angeblichen Homosexualität von Bazarov zu tun habe, zumindest nicht offiziell. Bazarov selber hat sich nämlich auch noch nie als Mitglied der LGBTI+ Community bezeichnet. Sein Anwalt führt weiter aus, dass er wegen Verleumdung und öffentlicher Beleidigung unter Hausarrest gestellt worden sei. Zudem wurde es ihm verboten, Kontakt mit anderen Personen aufzunehmen. Ihm drohen nun bis zu drei Jahre Haft.

Zum Verhängnis wurde ihm angeblich ein TikTok-Video, in welchem er sich, ohne Namen zu nennen, über seine ehemalige Schule in der Hauptstadt Tashkent beschwert. So rief er dazu auf, dass die Eltern ihre Kinder nicht dorthin schicken sollen, denn dies sei ein Ort, an welchem ältere Sklavinnen und Verliererinnen den Kindern beibringen würden, wie man Sklave und Verlierer werde.

Miraziz Bazarov hat das Video wohl online gestellt, nachdem in den Medien ein Bericht verbreitet wurde, wonach sich queere Menschen in Europa durch das Tragen von kurzen Socken und zerrissenen Jeans zu erkennen geben. Die Schule hat darauf begonnen, die Sockenlänge ihrer Studierenden zu messen. Bazarov nimmt darauf aber keinen direkten Bezug im Video, es zeigt jedoch, wie nervös das Regime und die Behörden sind, wenn es um LGBTI+ Themen geht.

Was laut Menschenrechtsorganisationen klar unter die freie Meinungsäusserung falle, wurde Bazarov nun zum Verhängnis. Laut den Behörden habe er damit die Würde und die Ehre der Lehrer:innen und der Eltern verunglimpft, sowie Bürger:innen und ihre Familien beleidigt, indem er sie als Gehilfen von terroristischen Organisationen bezeichnet habe. Zudem habe er das Selbstvertrauen von Frauen mit seinen beleidigenden Bemerkungen verletzt, die nationalen Traditionen lächerlich gemacht und einen interethnischen Streit provoziert.

Diese Argumente werden aber von verschiedensten Organisationen nur als Vorwand gesehen. Der tatsächliche Grund für die drohende Haftstrafe dürfte vielmehr sein, dass Miraziz Bazarov sich immer wieder offen gegen die Regierung und den Staatspräsidenten stellt und öffentlich die Korruption im Land, und auch dessen LGBTI+ feindliche Haltung anprangert. Die Situation hat sich derweil für die LGBTI+ Community massiv verschärft, und laut der polnischen Journalistin Agnieszka Pikulicka sollen Sicherheitskräfte derzeit förmlich Jagd auf queere Menschen machen.