VATIKAN/ GHANA: Bischöfe in Ghana ignorieren den Papst
Mit dem neuen Gesetz, welches Ghana derzeit debattiert und welches auch in der internationalen Gemeinschaft für Empörung sorgt, sollen die Grundrechte queerer Menschen massiv eingeschränkt, und mit harten Strafen belegt werden. Das Recht sich auszudrücken, sich zu treffen oder Informationen zu beschaffen, wird dabei für LGBTI+ strafbar. Auch wer Informationen zu queeren Anliegen und Themen verbreitet, muss mit fünf bis sogar zehn Jahren Haft rechnen, und Gruppierungen, welche sich für queere Menschen einsetzen, drohen zwischen sechs und zehn Jahren Gefängnis. Dies würde beispielsweise auch HIV/Aids-Organisationen treffen. Ebenfalls fünf bis zehn Jahre Haft drohen zudem jenen, welche diese Organisationen finanziell unterstützen.
Diese Strafen kommen zur bereits bestehenden Kriminalisierung von Homosexualität dazu. So konnten einvernehmliche, gleichgeschlechtliche Aktivitäten unter Männern bereits jetzt mit bis zu 3 Jahren Haft bestraft werden. Obwohl dieses Gesetz kaum angewandt wird, trägt es doch viel zu einem Klima der Angst bei und wird oft auch als Mittel der Erpressung benutzt.
Obwohl der Vatikan mehrfach zu mehr Toleranz gegenüber queeren Menschen aufgerufen hat, und die Kirchen aufforderte, auch LGBTI+ willkommen zu heissen, ignorierte nun die Bischofskonferenz von Ghana diese Aufforderung des Papstes und stellte sich klar hinter das geplante, radikale Anti-LGBTI+ Gesetz. Damit unterstützen sie dieses Klima der Angst und der Diskriminierung, indem sie die Forderungen unterstützen, wonach queere Menschen härter bestraft und ihrer Grundrechte beraubt werden sollen. Dies entspricht dem genauen Gegenteil was der Vatikan fordert, den dieser hat sich bereits gegen Gewalt, strafrechtliche Verfolgung und gegen ungerechtfertigte Diskriminierung von LGBTI+ ausgesprochen.
Doch selbst die Bischöfe zeigen sich widersprüchlich. So erklären sie etwa, dass es nicht richtig sei, wenn man Homosexuelle schikaniere nur weil sie homosexuell sind, und dass LGBTI+ geliebt und respektiert, und nicht diskriminiert werden sollen. Doch gleichzeitig stellen sie sich eben hinter dieses Gesetz, welches all dies gerade tut.
LGBTI+ Organisationen weltweit fordern daher nun die Bischöfe in Ghana auf, zu ihren Aussagen zu stehen und die Diskriminierung und Kriminalisierung von queeren Menschen zu verurteilen und entsprechend auch das geplante Gesetz abzulehnen. So wie etwa auch der Erzbischof von Canterbury, das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche weltweit. Er erklärte öffentlich, dass er ernsthaft besorgt sei über die Entwicklungen in Ghana. Diese Aussage wiederum sorgte jedoch für Empörung bei den Anglikanern in Ghana. Die Kirche zeigt sich seit längerem gespalten diesbezüglich. Während die westlichen Staaten und insbesondere Grossbritannien einen offeneren Umgang mit LGBTI+ fordern, lehnen dies viele Staaten aber auch ab.
Das Parlament in Ghana debattiert derweil weiter über das geplante Anti-LGBTI+ Gesetz. Wann die Abstimmung stattfinden wird, ist unklar, aber dass es eine Mehrheit dafür geben könnte ist wohl leider umso sicherer.