VATIKAN: Papst kritisiert die ultrakonservativen Katholiken der USA scharf
Bei einem Treffen von Gläubigen des Jesuitenordens mit dem Papst in Portugal hat auch ein junger Mann von seinen Erfahrungen während seiner Auszeit in den USA erzählt. Er sei mit rechter Rhetorik konfrontiert worden, welche sich auf die Religion bezogen habe. Er habe aber gewusst, dass diese Aussagen nicht mit der tatsächlichen, kirchlichen Lehre übereinstimmen, so der junge Mann gegenüber dem Papst weiter.
Die Antwort von Papst Franziskus fiel mehr als deutlich aus und er sparte nicht mit Kritik an den rechten, katholischen Kirchenführern und Gläubigen in den USA. So nannte er deren Ansichten in Bezug auf den Glauben und die Moral als rückständig. Es gebe eine starke, gut organisierte, reaktionäre Haltung in den USA ausgehend von reaktionären Ideologen, erklärte er weiter. Amerikas Konservative seien vom Weg abgekommen. Um Unterstützung zu erhalten wende man sich Ideologien zu und verliere damit die wahren Traditionen. Diese Ideologien würden zudem den Glauben ersetzen, so das Kirchenoberhaupt weiter.
Wer rückwärts gehe, der fange etwas eigentlich abgeschlossenes neu an, und dies losgekoppelt von der Wurzel der Kirche, was schliesslich verheerende Folgen auf das moralische Verständnis habe, fährt der Papst weiter fort. Er möchte die Menschen auch daran erinnern, dass Rückständigkeit nutzlos ist und dass es auch in Fragen des Glaubens und der Moral eine Entwicklung gebe.
Dass sich der Papst mit diesen Ansichten nicht nur Freunde schafft, hat auch die Vergangenheit bereits gezeigt. So wurde er mitunter von amerikanischen Bischöfen als zu „liberal und nett“ bezeichnet. Dieser Kritik konterte der Papst auf seine eigene Weise: Diese Kritik betrachte er als eine Ehre, so Franziskus.
In Bezug auf queere Themen weist der Papst eine gemischte Vergangenheit auf: Immer wieder sorgt er mit durchaus progressiven Ansichten, zumindest aus Sicht der katholischen Kirche, für Aufsehen, doch leider rudert er auch allzu oft danach wieder zurück, wenn er getroffene Aussagen präzisiert oder gar revidiert. Dabei ist etwa unklar, wie er genau zur Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften steht. So hat er sich bereits mehrfach für ein Partnerschaftsgesetz ausgesprochen, aber offenbar eines, welches nichts mit der Kirche zu tun haben soll. Auch die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren lehnt die katholische Kirche weiterhin ab.
Was die Kriminalisierung von Homosexualität betrifft, bleibt er aber klar auf dem Standpunkt, dass dies ungerecht sei und dass Gott all seine Kinder liebe. Er anerkennt dabei aber auch, dass es katholische Bischöfe in gewissen Gebieten dieser Welt gebe, welche Anti-LGBTI+ Gesetze unterstützen. Diese Bischöfe müssen einen Wandel vollziehen und er fordere sie auf, Zärtlichkeit walten zu lassen, so wie Gott es für alle übrig habe, erklärt der Papst weiter.