WELTWEIT: Kardinal fordert Umdenken in der katholischen Kirche

WELTWEIT: Kardinal fordert Umdenken in der katholischen Kirche
Er gilt als einer der liberalen Kardinäle innerhalb der katholischen Kirche, und nun fordert er offen und so direkt wie wohl kaum jemand in seiner Position zuvor ein Umdenken in Bezug auf Homosexualität: Die Kirche müsse menschlich bleiben. Er wisse, dass es unter seinen Priestern Homosexuelle habe, so Jean-Claude Hollerich weiter, und die wissen auch, dass sie in der Kirche ein Zuhause haben.

Nicht nur von der Basis her werden die Stimmen für einen Wandel der Lehre in der katholischen Kirche immer lauter, sondern auch immer mehr Geistliche wagen es, solche Forderungen offen zu stellen. Jüngstes Beispiel ist einmal mehr Kardinal und Erzbischof Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg, welcher in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) einmal mehr ein Umdenken in Bezug auf Homosexualität fordert.

Es sind die wohl direktesten und klarsten Aussagen von einem Kirchenführer, welche bislang in der aktuellen Debatte rund um Homosexualität und die Kirche getätigt wurden. Und seine Stimme hat durchaus Gewicht, ist doch Hollerich auch Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft. Er halte die Bewertung als Sünde für falsch, so der Geistliche. Es sei Zeit für eine Grundrevision, da er glaube, dass das soziologisch-wissenschaftliche Fundament dieser Lehre nicht mehr stimme.

Die Kirche müsse menschlich bleiben, erklärte er weiter. Dass er dies auch lebt, zeigt sich auch durch seinen durchaus offen Umgang den er mit queeren Menschen pflegt. Er wisse, dass es unter seinen Priestern auch Homosexuelle gebe, die einen hätten es ihm direkt gesagt, bei anderen haben er es gemerkt. Auch bei den Laien habe es homosexuelle Frauen und Männer, so Hollerich weiter, und sie alle wissen, dass sie ein Zuhause in der Kirche haben.

Wohl auch als Reaktion auf das Massen-Coming out von kirchlichen Mitarbeitenden in Deutschland, meinte der Kardinal weiter, dass arbeitsrechtliche Konsequenzen für offen queere Arbeitnehmende der Kirche ein deutsches Problem sei. In Luxemburg sei noch nie jemandem gekündigt worden, weil er homosexuell ist, und es werde auch nie jemandem deswegen gekündigt. Auch Geschiedenen und Wiederverheirateten würde nicht gekündigt, denn dies könne ja nicht Christlich sein, so Hollerich.

Doch auch sonst nimmt der Kardinal kaum ein Blatt vor den Mund: So erklärte er auch schon, dass der Schrumpfungsprozess der katholischen Kirche erschreckend sei. Die Religion nehme heute in Europa nur wenig Platz ein. So würden viele katholischen Vertreter noch immer glauben, dass Europa christlich sei, doch dies sei ein Fehler. Die Kirche müsse vielmehr dort hingehen, wo die Leute seien, fügte er weiter hinzu.

Jean Claude Hollerich wurde vom Papst als Generalrelator für die geplante, weltweite Bischofssynode 2023 eingesetzt - eine Schlüsselrolle in diesem Prozess, womöglich auch zu Gunsten der LGBTI+ Community..