VATIKAN mischt sich offiziell in Italiens Politik ein
Der Gesetzesentwurf, mit welchem Diskriminierungen, Hass und Gewalt unter anderem aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität in Italien bekämpft werden soll, sorgt bereits seit langem für hohe Wellen im Land. Es soll künftig strafbar sein, Diskriminierungen, Hass und Gewalt gegen die LGBTI+ Community zu begehen oder zu fördern.
Lange wurde der politische Prozess blockiert und hinausgeschoben, bis im vergangenen November endlich das Abgeordnetenhaus den Entwurf befürwortet und an den Senat weitergereicht hat. Auch im Senat ging es wieder lang, bis die Debatte aufgenommen wurde, und insbesondere die rechten Parteien und mit ihnen die starke Katholische Kirche im Land, machten mächtig Druck gegen den Gesetzesentwurf - etwa via gewissen, kirchennahen Politikern oder Parteien.
Insbesondere die Kirche und die italienische Bischofskonferenz fürchten um ihre Meinungsfreiheit und machen damit Stimmung. Damit werde es künftig strafbar sein, wenn man öffentlich die Meinung vertrete, dass eine Familie nur aus Mutter und Vater bestehe, und nicht aus zwei Personen des gleichen Geschlechts. Obwohl solche Aussagen unter die freie Meinungsäusserung fallen und natürlich auch weiterhin nicht strafbar wären, bewirtschaftet die Kirche dieses Thema weiterhin auf diese Art.
Da die Kirche noch weiter an Rückhalt verliert, ist es nun im Vatikan zu einer bis anhin beispiellosen Handlung gekommen - zumindest wurde bislang noch nie ein solches Einmischen öffentlich bekannt. Laut der Zeitung Corriere della Sera wurde nämlich Paul Gallagher, der Aussenbeauftragte des Vatikans, auf der italienischen Botschaft im Kirchenstaat vorstellig und habe mit einer offiziellen Note darum gebeten, dass der Gesetzesentwurf gegen LGBTI+ Feindlichkeiten abgeändert werden solle.
Obwohl der Vatikan immer für Toleranz mit Mitmenschen wirbt, setzt er offenbar sämtliche Mittel ein, um dieses Gesetz, welches sich gegen LGBTI+ feindliche Diskriminierung, Hass und Gewalt richtet, zu verhindern. Dass ein solches Gesetz aber dringend nötig ist, zeigt sich in Italien immer wieder.
In der Vergangenheit ist es des öfteren zu äusserst brutalen Angriffen gegen queere Menschen gekommen. Dies nicht zuletzt angeheizt durch die LGBTI+ feindliche Rhetorik teils von höchster, politischer Stelle, wie etwa vom ehemaligen Innenminister Matteo Salvini, welcher gleichgeschlechtliche Paare als unnatürlich bezeichnete, oder der ehemalige Familienminister Lorenzo Fontane, welcher erklärte, dass Gay Familien gar nicht existieren.