LITAUEN: Präsident trifft Mutter von LGBTI+ Kind
Es war in der vergangenen Woche als Rasa Račienė einen offenen Brief an den Staatspräsidenten von Litauen schrieb, um ihre Sorgen über das Wohlbefinden ihres Kindes als Mitglied der LGBTI+ Community zu äusseren. Als Mutter und Ärztin forderte sie Gitanas Nausėda und dessen Parteimitglieder auf, besser auf Rhetorik setzen, welche das Land vereint, als welche das Land spaltet. Sie höre in ihrem Umfeld praktisch täglich beleidigende Ausdrücke über queere Menschen, so Račienė weiter. Es schmerze sie, denn all diese Ausdrücke betreffen ihr Kind. Sie habe jeden Tag Angst davor, dass ihrem Kind etwas passiere, dass all dieses Bullying und dieser Hass im öffentlichen Raum ihr Kind zerstöre. Es sei unglaublich, es sei erniedrigend und es verletze sie bis ins Innerste, so Račienė weiter.
Ihr Rat an Präsident Gitanas Nausėda: Er solle sich mit Mitgliedern der LGBTI+ Community und mit entsprechenden NGOs zusammensetzen, welche sich für ihre Recht einsetzen und sich gegen andere Gruppen wie die Katholische Kirche wehren. Weiter fordert Rasa Račienė vom Präsident das persönliche Versprechen, dass das Land bald Eingetragene Partnerschaften mit einem Gesetz und mit Respekt akzeptiere. Ein Gesetz darüber ist im Mai noch gescheitert.
Dass dieses Schreiben von Rasa Račienė wichtig ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit von Gitanas Nausėda. Er spricht sich immer wieder für die traditionellen Familienwerte aus und besteht darauf, dass eine Familie nur aus einem Mann und einer Frau besteht. Mit seiner Macht als Präsident werde er dafür sorgen, dass dies weiterhin so bleibe. Auch dem "Gendern" hat er zudem den Kampf angesagt.
Umso überraschender war nun die Antwort von Nausėda auf den Brief von Rasa Račienė. Er sei bereit darüber zu sprechen, und er sei bereit zuzuhören. Doch gleichzeitig relativiert er die Hoffnungen auch damit, dass auch eine "Verfolgung" jener stattfinde, welche sich gegen LGBTI+ Rechte stellen. Es werde für ihn spannend sein, mit der Mutter über die Verfolgung von anderen Gruppen in der Gesellschaft zu sprechen, so Nausėda.
Nach dem Treffen liess der Präsident mitteilen, dass es gute Gespräche zwischen zwei Elternteilen gab. Auch Rasa Račienė zeigte sich zufrieden. Sie habe verstanden, dass der Präsident nicht nur der Kopf des Landes ist, sondern auch ein Mann. Sie habe gespürt, dass sie als Mutter verstanden werde. Ihr Gespräch sei zudem sehr ins Detail gegangen, so Račienė weiter. Ob sich nun etwas ändern wird in Litauen, bleibt aber vorerst offen.