NIGERIA: Hass wegen Fake News über ein Abkommen mit der EU

NIGERIA: Hass wegen Fake News über ein Abkommen mit der EU
Das sogenannte SAMOA-Abkommen wurde zwischen der Europäischen Union und 79 Staaten in Afrika, der Karibik und dem Pazifik abgeschlossen - auch mit Nigeria. In diesem bevölkerungsreichsten Land in Afrika wird nun aber durch die Opposition mit Fake News der Hass gegen LGBTI+ geschürt, denn das Abkommen soll angeblich auch Rechte für queere Menschen nach Nigeria bringen. Im 403 Seiten starken Abkommen werden aber LGBTI+ Rechte und Beziehungen nicht erwähnt.

Es ist ein Kooperationsabkommen zwischen der Europäischen Union und 79 Ländern in Afrika, in der Karibik und im Pazifikraum, welches im Juni auch durch Nigeria unterzeichnet wurde. Seither verbreitet aber die Opposition wilde Fake News im Zusammenhang mit diesem 403 Seiten starken Abkommen um damit - aus ihrer Sicht - die aktuelle Regierung zu diskreditieren. In Kreuzfeuer des Hass befindet sich einmal mehr die LGBTI+ Community.

Angefangen hat alles mit einem Artikel von Sonnie Ekwowusi, einem Anwalt. Er behauptete, dass mit diesem Abkommen "Transgenderismus", Abtreibungen, sexueller Missbrauch von Jugendlichen und Perversionen nach Afrika kommen werden. In den von ihm aufgezählten Punkten aus dem Abkommen geht es aber um sexuelle Aufklärung, um sexuelle Gesundheit, um Familienplanung und um die Gleichstellung der Geschlechter. In einem Land mit hoher HIV-Rate, sowie hohen Zahlen bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten sind diese Punkte enorm wichtig. Ebenso soll die Gleichstellung von Mann und Frau stärker gefördert werden.

Selbst die Medien spielten aber bei der Verbreitung von Ekwowusis Fehlinformationen mit anstelle die Fake News richtig zu stellen: So schrieb etwa auch die nigerianische Zeitung Daily Trust fälschlicherweise, dass Nigeria mit diesem Abkommen gezwungen werde, gleichgeschlechtliche Aktivitäten zu legalisieren und die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Dies sei nötig um finanzielle Unterstützung von westlichen Ländern zu erhalten. Damit schüren sie nicht nur den Unmut gegenüber der aktuellen Regierung und gegen den „Westen“, sondern auch den Hass gegenüber queeren Menschen.

Diese Aussagen sind jedoch grundlegend falsch, denn LGBTI+ Anliegen werden im gesamten Dokument nicht erwähnt. Weiter erklärt ein Anwalt, dass auch wenn queere Themen im Abkommen verankert worden wären, dies keinen direkten Einfluss auf Nigeria haben würde. Dieses internationale Abkommen habe nicht automatisch zur Folge, dass die geltenden Gesetze in Nigeria angepasst werden müssen.

Man habe das Abkommen unterzeichnet um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes voranzutreiben, betont derweil auch die Regierung unermüdlich, und Homosexualität sowie die Ehe für alle werde im Vertragswerk nicht erwähnt. Nützen tut dies bislang wenig, denn die Angst und der Hass, den die Opposition schürt, scheinen nach wie vor stärker zu sein. Auch die Anwaltskammer des Landes schaltet sich in der Zwischenzeit ein um den Fake News entgegenzutreten, doch ebenfalls ohne Erfolg.

Die Auswirkungen dieser Falschinformationen sind gerade für die LGBTI+ Community gravierend: Hassreden haben massiv zugenommen, und queere Menschen wurden gar mit all ihren Angaben an den Online-Pranger gestellt. Social Media-Konten und Webseiten von queeren Organisationen wurden angegriffen, so dass sie sogar offline genommen werden mussten.

Nach der aktuellen Gesetzgebung in Nigeria drohen gleichgeschlechtlichen Paaren im christlichen Süden bis zu 14 Jahre Haft, und im muslimischen Norden kann aufgrund der Scharia gar die Todesstrafe verhängt werden.