POLEN: LGBTI+ Aktivist:innen verklagt - weil sie Free Zones öffentlich machen
Vielen polnischen Gemeinden steht das Wasser bis zum Hals: Da sie sich als LGBT Free Zone ausgerufen haben, kündigten beispielsweise zahlreiche Partnergemeinden in anderen Ländern diese Partnerschaften, was zur Folge hat, dass die polnischen Gemeinden diesbezüglich keine Fördergelder mehr aus dem entsprechenden Fonds der Europäischen Union erhalten. Auch andere Staaten haben zudem die finanzielle Unterstützung an Polen zurückbehalten, was zu enormen, finanziellen Einbussen für so manche Gemeinde führt. Auch die Drohungen der EU-Kommission nach weiteren Sanktionen, sowie die Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen Polen haben die Situation für das Land zusätzlich verschärft.
LGBTI+ Aktivist:innen haben Ende 2019 eine Webseite mit dem Titel Atlas des Hasses aufgeschalten, welche eine interaktive Karte von Polen zeigt, auf welcher jene Gebiete markiert sind, welche sich als eben solche, sogenannte LGBT Free Zones ausgerufen haben. Damit wollen Jakub Gawron, Kamil Mczuga, Paulina Pajak und Pawel Preneta quasi die staatlich gebilligte LGBTI+ Feindlichkeit sichtbar machen. Grün bedeutet auf der Karte, dass der Ort es abgelehnt hat, sich als LGBT Free Zone zu bezeichnen, bei gelben Orten ist das Resultat noch ungewiss, aber Rechtsaussen-Parteien machen dort bereits mächtig Druck. Die roten Orte haben sich bereits als LGBT Free Zone ausgerufen.
In den vergangenen rund zwei Jahren haben sich mehr als hundert Gemeinden selber als LGBT Free Zones bezeichnet, doch seit der Atlas des Hasses online bekannt wurde, sind immer weniger neue dazugekommen. Vermutlich durch die enorme Popularität der Webseite, mitunter auch im Ausland, sind die Macher des Online-Atlas nun aber ins Visier der Behörden geraten. Man versuche sie zum Schweigen zu bringen, erklärt Jakub Gawron, indem man sie verklage und absurde Schadensersatzforderungen stelle. Sie sehen die Macher der Seite nun quasi als Sündenbock für die verfehlte Politik des Landes. Die weltweit tätige Organisation AllOut hat daher eine Crowd Funding-Kampagne lanciert um die Macher finanziell bei ihrem Kampf vor Gericht zu unterstützen. Man werde vor Gericht kämpfen, heisst es von den Betreibern des Atlas des Hasses, doch dies gehe nur mit Unterstützung.