SÜDKOREA: Bleibt die Ehe für alle weiterhin unmöglich?

SÜDKOREA: Bleibt die Ehe für alle weiterhin unmöglich?
Konservative, vor allem christliche Werte, zusammen mit einer überalternden, und kaum wachsenden Bevölkerung führen dazu, dass Südkoreas Regierung die Familie neu definieren will. So sollen künftig auch Alleinerziehende und unverheiratete Elternpaare als Familien angesehen werden - gleichgeschlechtliche Paare aber weiterhin nicht.

Das Familienrecht in Südkorea soll angepasst und modernisiert werden, dies hat das Ministerium für Geschlechtergleichstellung und Familie bekanntgegeben. Somit sollen neu auch unverheiratete Paare mit Kindern, sowie alleinerziehende Mütter und Väter rechtlich als Familien angesehen werden. Damit will Südkorea sich den neuen, gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassen. Wie ein Beamter aus dem Ministerium, der nicht genannt werden will, gegenüber VOA News erklärte, sei eine Ausweitung auf gleichgeschlechtliche Paare weder diskutiert, geschweige den in Betracht gezogen worden.

Südkorea hängt trotz des modernen Umfelds stark konservativen, christlichen Werten nach. So gibt es für LGBTI+ weder die Möglichkeit eines Partnerschaftsgesetzes, noch gibt es einen Diskriminierungsschutz. Aus diesem Grund führten die Neuerungen beim Familiengesetz auch zu Kritik von queeren Aktivist*innen. Durch die heteronormative Deutung des Begriffs Familie würden LGBTI+ rechtlich gesehen quasi unsichtbar bleiben. Sie bleiben so im Schatten der Gesellschaft, obwohl sie in festen Partnerschaften leben und auch Kinder zusammen grossziehen.

Eine Anpassung des Begriffs der Familie und auch die Ausweitung auf gleichgeschlechtliche Paare wäre allerdings nötig. Südkoreas Bevölkerung überaltert zusehends und die Geburtenrate sinkt immer weiter. So hat das Land seit 2018 die tiefste Geburtenrate weltweit. Ein Grund dafür sind vor allem die Kosten für Kinder, insbesondere für die Bildung, welche sich viele Paare nicht mehr leisten können, oder wollen. Im vergangenen Jahr nahm zudem erstmals auch die Bevölkerung ab, um 21‘000 Personen innerhalb eines Jahres, da auch mehr Menschen starben als neu geboren wurden. Es wird erwartet, dass rund 20 Prozent der Südkoreaner*innen per 2025 über 65 Jahre alt sein werden. Hinzukommt, dass auch immer weniger Paare den Bund der Ehe schliessen.

Bisherige Massnahmen um einen „Babyboom“ auszulösen, sind mehrheitlich gescheitert, und aus diesem Grund hat die Regierung nun weitere Schritte angekündigt. So sollen werdende Eltern ab dem nächsten Jahr mit 1780 Schweizer Franken belohnt, und zudem sollen auch die Stipendien für Familien erhöht werden. Ob diese Massnahmen Wirkung zeigen werden, wird von Expert*innen allerdings bezweifelt. Da die Regierung mit ihrer neuen Definition der Familie gleichgeschlechtliche Paare von vornherein weglassen, schliessen sie eine Türe für potentielle, neue Familien.

LGBTI+ Anliegen haben es in Südkorea sehr schwer. So kommt es etwa bei Pride-Veranstaltungen, selbst in der Hauptstadt Seoul, immer wieder zu gewalttätigen Gegendemonstrationen.