UK: Mehr HIV-Neuinfektionen bei Heteros als bei MSM

UK: Mehr HIV-Neuinfektionen bei Heteros als bei MSM
Erstmals seit einem Jahrzehnt gab es in England mehr HIV-Neuinfektionen bei Heterosexuellen als bei homo- und bisexuellen Männern (MSM). Die erfolgreichen PrEP-Kampagnen bei MSM entfalten immer mehr ihre Wirkung und rücken damit auch das Ziel, bis 2030 keine HIV-Neuinfektionen mehr zu haben, in den Bereich des Möglichen.

Die Pandemie hinterliess auch in England, wie wohl überall, ihre Spuren in Bezug auf die HIV-Prävention. Dass die Kampagnen aber gerade bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), greifen, zeigen die jüngsten Zahlen, welche die Health Security Agency (HSA) veröffentlicht hat. So liessen sich während Corona 2020 nur sieben Prozent weniger schwule und bisexuelle Männer auf HIV testen als vor der Pandemie. Anders sieht es dabei bei heterosexuellen Frauen und Männern aus. Dort betrug der Rückgang rund ein Drittel.

Da insbesondere bei heterosexuellen Personen weniger getestet wurde, hatte dies auch zur Folge, dass eine HIV-Neuinfektion oftmals erst spät entdeckt wurde, was schon erste Schäden am Immunsystem bedeuten kann. So wurde HIV bei 51 respektive 55 Prozent der heterosexuellen Frauen und Männern erst in einer späten Phase entdeckt. Mit 66 Prozent lag dieser Wert bei Personen über 65 Jahren sogar noch höher. Im Vergleich dazu waren es bei MSM 29 Prozent.

Erstmals seit einem Jahrzehnt stellte die HSA zudem fest, dass es mehr Neuinfektionen mit HIV bei Heterosexuellen gab, als bei bi- und homosexuellen Männern. So lag der Anteil an heterosexuellen Personen bei den Neuinfektionen 2020 bei 49 Prozent, und bei MSM bei 45 Prozent. Dies betrifft die absoluten Zahlen, doch in Bezug auf den Anteil in der Bevölkerung sind schwule und bisexuelle Männer immer noch viel stärker betroffen.

Seit dem Jahr 2014 beginnen die Zahlen bei den Neuinfektionen bei MSM stark zu sinken, und dies Jahr für Jahr. Insgesamt ist die Zahl der Neuinfektionen so zwischen 2014 und 2020 bereits um 70 Prozent gefallen. Dieser Umstand ist vor allem PrEP zu verdanken: Der Zugang zu dieser Präventionsmassnahme wurde in UK in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Das selbe gilt für Aufrufe zu regelmässigem Testen, wie etwa mit der National HIV Testing Week. Dies ist besonders wichtig, da geschätzte 5 Prozent der Personen, die mit HIV leben, nichts von ihrer Infektion wissen. Aus diesem Grund wurde auch damit begonnen, kostenlose HIV Test Kits für zuhause abzugeben.

England hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 keine HIV-Neudiagnosen mehr zu haben. Dies soll unter anderem mit einem besseren Zugang zu PrEP, auch für sexuell aktive Heterosexuelle geschehen, aber auch durch häufigeres testen. Dies soll unter anderem auch damit geschehen, dass auch die kostenlosen und anonymen Testangebote in Kliniken verstärkt promotet werden.

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