HISTORY: Die Queen und einige ihrer Berührungspunkte mit der LGBTI+ Community

HISTORY: Die Queen und einige ihrer Berührungspunkte mit der LGBTI+ Community
Queen Elizabeth II. ist am Donnerstagabend, dem 8. September, auf ihrem Landsitz Schloss Balmoral in Schottland im Alter von 96 Jahren gestorben. Während ihrer siebzig Jahre auf dem Thron hatte sie besonders in den letzten Jahren auch einige Berührungspunkte mit der LGBTI+ Community. Eine Übersicht...

Seit Queen Elizabeth II im Jahr 1952 in Grossbritannien Königin wurde, hat sich auch in Sachen Rechte für queere Personen einiges verändert, und praktisch alle LGBTI+ Rechte fielen dabei in ihre Regentschaft. So war es im Jahr 1967 als England und Wales gleichgeschlechtliche Aktivitäten zwischen Männern legalisierte, Schottland und Nordirland folgten darauf ebenfalls. Im Jahr 2005 wurde ein Partnerschaftsgesetz eingeführt und schlussendlich folgte im Jahr 2014 die Öffnung der Ehe in England, Wales und Schottland, sowie im Jahr 2020 auf in Nordirland.

Da die Queen sich aber öffentlich nie zu politischen Themen geäussert hat, oder wenn, dann nur ganz subtile Andeutungen machte, etwa über ihre Kleider oder die Broschen, welche sie trug, so ist es auch schwierig zu sagen, wie die Königin tatsächlich über die Öffnung der Ehe gedacht hat. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander. Bekannt ist einzig, dass sie, wie auch schon ihre Mutter, Queen Mom, aufgeschlossen gegenüber der LGBT-Community war. So ist etwa ein beachtlicher Teil ihrer Belegschaft im Palast offen schwul. Im Jahr 2014 hat Queen Elizabeth zudem ihr Schweigen über LGBT-Themen gebrochen. Damals lobte sie das Engagement von Switchboard, einer LGBT+-Telefonhotline, welche ihren 40igsten Geburtstag feierte.

Während ihrer Rede zum Commonwealth Day am 14. März 2016 sprach sie überraschend oft von Diversität, Respekt und Toleranz. Obwohl sie die Rechte von queeren Menschen nicht direkt angesprochen hat, definierte sie "An Inclusive Commonwealth" zum Thema des Jahres. Da sie sich politisch stets neutral verhält, ging sie damit trotzdem einen Schritt auf die zahlreichen LGBTI+ und Menschenrechtsorganisationen zu, welche die Queen für ihre Untätigkeit kritisierten, da im Commonwealth damals von den 53 Mitgliedsstaaten noch immer 40 die gleichgeschlechtliche Liebe kriminalisierten, und zwar von Geldbussen bis hin zur Todesstrafe.

Im gleichen Jahr hat sich mit Lord Ivar Mountbatten auch erstmals ein Mitglied der königlichen Familie als schwul geoutet. Er ist der Cousin der Queen und er hat seinen Lebenspartner in der Schweiz kennengelernt. Zwei Jahre später hat er zudem seine Verlobung bekanntgegeben, und noch im selben Jahr geheiratet. Die Zeremonie fand dabei im engsten Familienkreis und ohne die Queen statt. Ivar Mountbatten betonte damals, dass er keinerlei negativen Erfahrungen von Seiten der königlichen Familie gemacht habe, als er seine Hochzeitspläne bekannt gab.

Als Queen Elizabeth II im Juni 2017 zur Parlamentseröffnung ihre Rede hielt, sprach sie auch explizit davon, dass ihre Regierung den Schutz der Schwulen, Lesben und Transgender vor Diskriminierung voranbringen werde. Vier Jahre später, ebenfalls während ihrer Rede zur Parlamentseröffnung, sprach sie sich für ein Verbot von Konversionsmassnahmen aus. Da die Regierung diesbezüglich aber nicht vorwärts machte, wiederholte Prinz Charles dieses Regierungsziel 2022 wieder. Er vertrat damals Queen Elizabeth, welche aus gesundheitlichen Gründen die Rede zur Parlamentseröffnung nicht selber halten konnte.

Im Jahr 2020 ehrte die Queen die erste transgender Parlamentarierin der Welt: Für ihre Dienste für die LGBTI+ Community wurde Georgina Beyer der Titel New Zealand Order of Merit (MNZM) verliehen. Beyer ist Mitglied der Labour Partei und wurde 1995 als weltweit erste trans Person zur Bürgermeisterin gewählt, und zwar in Carterton. Vier Jahre später stieg sie auf der Karriereleiter weiter nach oben und wurde ebenfalls als erste trans Person weltweit in ein Parlament, jenes von Neuseeland, gewählt. Dort blieb sie während drei Legislaturperioden, bevor sie 2007 zurücktrat.

Als Prinz Harry und Herzogin Meghan in einem Interview im Jahr 2021 schwere Vorwürfe an die königliche Familie richteten, hat die Queen als Folge ein Diversity-Training für alle Berater:innen im Umfeld der Königsfamilie in die Wege geleitet. Dabei sollen neben Rassismus auch Themen wie LGBTI+ Feindlichkeiten besprochen worden sein.

Neben der Queen war es in den vergangenen Jahren aber vor allem auch die jüngere Generation der britischen Royals, welche sich vermehrt für die Rechte der LGBTI+ Community einsetzte. Prinz Harry ermutigte mit Live-HIV-Tests vor Medienvertretern alle, damit sie sich ebenfalls testen lassen sollen. Prinz William wiederum nahm unter anderem an einem Diversity Workshop einer Charity zu Ehren seiner Mutter, Prinzessin Diana, teil, und war zudem auch bereits auf dem Cover des Attitude Magazins. Des weiteren machte sich William in Bezug auf den Commonwealth auch öffentlich für die Rechte der LGBTI+ Community stark.

Nach dem Tod von Queen Elizabeth II ist nun ihr Sohn König geworden. Er nennt sich König Charles III und hat nun die Aufgabe, die Reformen und Schritte der Modernisierung der britischen Krone, welche seine Mutter begonnen hat, weiter zu verfolgen. Dabei dürfte auch er in Zukunft immer wieder mit LGBTI+ Themen in Berührung kommen. Dass er dabei keine Berührungsängste kennt, hat er bereits 2019 bewiesen. Damals noch als Prince of Wales hat er bei den Prince's Trust Awards den 21-jährigen trans Studenten Jay Kelly als Educational Achiever of the Year 2019 ausgezeichnet.