TRAVEL: Ist Bali noch sicher als Reiseziel für LGBTI+?
Mit dem neuen Strafrecht wird Indonesien unter lautem Protest der Bevölkerung, aber auch von nationalen und internationalen Menschenrechtsorganisationen, massiv konservativer und der verstärkte Einfluss der Religion wird noch spürbarer. Bislang waren gleichgeschlechtliche Handlungen erst in der Provinz Aceh auf der Insel Sumatra explizit per Gesetz verboten, doch dies dürfte sich nun geändert haben. Ob dies Tourist:innen nun abschreckt, Indonesien und damit auch so beliebte Destinationen wie Bali zu besuchen wird sich weisen, vorsichtig sollten sie aber nun in jedem Fall sein.
Neu sind aussereheliche, sexuelle Kontakte verboten worden, und bei Verstössen drohen bis zu einem Jahr Gefängnis. Obwohl ein explizites Verbot von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten nun nicht, wie zuvor ebenfalls debattiert, im neuen Strafgesetz steht, so wurden diese sexuellen Kontakte auf diesem Weg quasi ebenfalls kriminalisiert. Da Indonesien als bevölkerungsreichstes, muslimisches Land die Ehe für alle nicht anerkennt, sind sämtliche gleichgeschlechtlichen, sexuellen Kontakte automatisch auch ausserehelich und damit verboten.
Um die Touristen nicht total vor den Kopf zu stossen, haben die Gesetzgeber jedoch noch einen zusätzlichen Artikel eingebaut: So ist ausserehelicher Sex zwar verboten, aber es wird nur geahndet, wenn ein Familienmitglied eine Anzeige macht. Dies hilft gleichgeschlechtlichen Paaren jedoch nur bedingt, da die Polizei in Indonesien auch vor dem nun vom Parlament genehmigten Strafgesetz bereits damit begonnen hat, vermehrt die Anti-Pornografiegesetze zu nutzen um queere Paare zu bestrafen. So wurden im September 2020 in einem Hotel in der Hauptstadt Jakarta neun Personen festgenommen und wegen einer angeblichen Gay Party angeklagt.
Amnesty International kritisiert das Gesetz aufs schärfste und spricht von einem Rückschritt. Repressive Gesetze hätten abgeschafft werden sollen, doch dieser Gesetzesentwurf zeige, dass die Demokratie im Land definitiv im Niedergang begriffen sei. LGBTI+ würden durch dieses Gesetz noch mehr zu Bürger:innen zweiter Klasse und noch weniger sichtbar, so Amnesty International. Dass die Regierung immer repressiver gegen queere Menschen vorgeht, ist auch bereits auf der Ferieninsel Bali angekommen.
Mehrere Guest Houses wurden zumindest vorübergehend geschlossen, weil sie sich explizit um Gäste aus der LGBTI+ Community bemühten. In einem anderen Fall wurden zwei Amerikaner:innen unter anderem wegen einem queerfreundlichen Post in den Sozialen Medien in ihre Heimat abgeschoben. Bei einem weiteren Vorfall kam sogar eine trans Person aus Peru im August 2022 ums Leben. Rodrigo Ventocilla verbrachte die Flitterwochen auf Bali, wurde von der Polizei am Zoll aber in Gewahrsam genommen und verstarb noch in Haft. Die genauen Umstände, welche zum Tod von Ventocilla führten, sind noch immer ungeklärt.
Das nun vom Parlament verabschiedete, neue Strafgesetz wurde von allen neun Parteien im Parlament genehmigt, und soll das Alte ablösen, welches zu teilen noch aus der niederländischen Kolonialzeit stammt. Das neue Gesetz hat noch andere, weitreichende Einschränkungen für die Bevölkerungen. So dürfen unverheiratete Paare nicht mehr zusammenwohnen. Die Regierung, Präsident Joko Widodo und andere Institutionen zu kritisieren oder etwas gegen „nationale Ideologien“ zu sagen wurde ebenfalls eingeschränkt und kann neu gar bis zu fünf Jahre Haft bedeuten.
Nun fehlt nur noch die Unterschrift von Staatspräsident Joko Widodo, damit das Gesetz in Kraft treten kann. Auf den Strassen gibt es aber bereits Proteste mit welchen das Gesetz quasi in letzte Minute doch noch verhindert werden soll.