CHINA: Chinesische Snapchat-Kopie zensuriert LGBTI+
Nach WeChat und früher teilweise schon Weibo hat nun offenbar auch QQ, das chinesische Pendant zu Snapchat, begonnen, die LGBTI+ Community zu zensurieren und sie quasi von ihrer Plattform zu löschen. Mit rund einer halben Milliarde (!) Nutzern ein wahres Social Media-Schwergewicht im chinesischen Markt, können sich die User über QQ verbinden und sich auch in Gruppen organisieren. Dabei kann beispielsweise mit Schlüsselwörtern nach anderen Nutzern und Gruppen gesucht werden.
Seit September poppt nun aber eine ungewöhnliche Nachricht auf, wenn man nach Wörtern wie „lesbisch“, „schwul“ oder „LGBTQ“ sucht. Man solle das Internet auf eine anständige Art und Weise nutzen, und nein zu gefährlichen und schädlichen Inhalten sagen, heisst es da. Diese Nachricht erscheint auch, wenn man nach sexuellen Inhalten sucht. Nachdem sich diese Diskriminierung in den Medien verbreitet hat, reagierte der chinesische Techgigant Tencent, zu dem QQ gehört, umgehend und änderte die Nachricht, welche aufpoppt. Neu heisst es simple und einfach: Keine Resultate gefunden. Eine Erklärung für diese Änderung gab QQ nicht ab.
Mit der Zensur bei QQ wird je länger je mehr deutlich, wie die LGBTI+ Community in China in ihren Grundrechten eingeschränkt wird. Zuerst hat Weibo angekündigt, keine queeren Inhalte mehr zuzulassen. Nach massiven Online-Protesten krebste das Unternehmen darauf wieder zurück. Kurzen Prozess machte hingegen WeChat: Die Plattform löschte vor wenigen Wochen kurzerhand queere Gruppen, unter anderem von Student:innen.
Doch auf Offline nehmen die Repressionen zu. Im vergangenen Jahr hat die Shanghai Pride kurzfristig sämtliche geplanten und künftigen Veranstaltungen abgesagt - bis heute. Als Begründung gaben die Veranstalter der ältesten und grössten Pride Chinas den Druck der Regierung an, und dass die Sicherheit der Mitarbeitenden wichtiger sei. Erst vor wenigen Tagen wurde zudem bekannt, dass die Universität in Shanghai alle Abteilungen aufgefordert hat, Listen von queeren Studierenden zu führen. Zu welchem Zweck ist nicht bekannt, doch LGBTI+ Aktivist:innen zeigten sich besorgt, da auch ihre politischen Ansichten und ihre psychische Gesundheit erfasst werden soll.
Obwohl China Homosexualität 1997 entkriminialisiert und 2001 von der Liste der psychischen Störungen gestrichen hat, ist es schwierig die tatsächliche Politik zu durchschauen. Teilweise urteilen Richter durchaus queerfreundlich, gerade auch schon in Bezug auf Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität, doch dann kommt es auch vor, dass die Regierung LGBTI+ Anlässe kurzfristig und ohne Vorwarnung verbietet.