PHILIPPINEN: Staatspräsident will Sexualkundeunterricht mit Veto verhindern

PHILIPPINEN: Staatspräsident will Sexualkundeunterricht mit Veto verhindern
Eigentlich soll das neue Gesetz mittels altersgerechtem Sexualkundeunterricht Schwangerschaften und HIV-Infektionen bei Jugendlichen verhindern, doch wahre Angstkampagnen und Falschinformationen haben sogar den Staatspräsidenten erfasst, wodurch er das geplante Gesetz mit seinem Veto zu blockieren droht. Auch, dass der Unterricht LGBTI+ inklusiv sein soll, ist ihm dabei ein Dorn im Auge.

Es sind leere Behauptungen, welche von religiösen Gruppierungen aus dem Umfeld eines ehemaligen Obersten Richters verbreitet wurden, und nun für mächtig Unruhe in der Bevölkerung sorgen. So wird behauptet, dass Schulen aufgrund eines neuen Gesetzes zu Sexualkundeunterricht verpflichtet seien, während dem körperliche Lust und sexuelles Recht gelehrt werde.

Auf diesen Zug aufgesprungen ist sogar Staatspräsident Ferdinand Marcos, welcher in einem Interview mit dem Philippine Daily Inquirer allen Ernstes behauptet hat, dass aufgrund des neuen Gesetzes bereits im Kindergarten gezeigt werden müsse, wie man masturbiere. Und dies bei Kindern im Alter von vier Jahren. Zudem hätten sie schon das Recht, verschiedene Sexualitäten auszuprobieren. Weiter ereiferte er sich, dass dies nur noch eine Farce dessen sei, was Kindern tatsächlich in Bezug auf sexuelle Orientierung und Sexualerziehung beigebracht werden sollte, so Marcos.

Er garantiere, dass dieses Gesetz in dieser Form nie in Kraft treten werde, sollte es verabschiedet werden. Er werde sofort sein Veto einlegen, und das garantiere er den Eltern, den Lehrern und auch den Kindern, fügte Marcos weiter hinzu.

Dass diese Aussagen, welche die Öffentlichkeit derart erzürrnen, natürlich nicht stimmen, dagegen wehrt sich Senatorin Risa Hontiveros, welche den Gesetzesentwurf verfasst hat. Sie wehrt sich vehement gegen die Behauptungen und wendet sich auch direkt an den Präsidenten. Im Gesetzestext komme weder das Wort Masturbation vor, noch werde das Ausprobieren von verschiedenen Sexualitäten erwähnt, so Hontiveros. Sie zeigt sich aber auch versöhnlich und erklärt, dass sie bereit sei den Text abzuändern, damit der Gesetzesentwurf doch noch verabschiedet werden könne.

Diese Behauptungen, wie sie auf den Philippinen vorgebracht wurden, werden auch in zahlreichen anderen Staaten von konservativen Gruppen gestreut um den obligatorischen Sexualkundeunterricht an Schulen zu torpedieren und nach Möglichkeit zu verhindern. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn an Schulen auch die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität thematisiert werden sollen.

Zumindest hat Staatspräsident Ferdinand Marcos signalisiert, dass er die Wichtigkeit des Anliegens anerkenne. Es geht nämlich in erster Linie darum, um über die Folgen von Schwangerschaften bei Jugendlichen aufzuklären, ein grosses Problem in den Philippinen, denn die Zahlen diesbezüglich haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Weiter geht es neben der Verhütung auch um die Aufklärung von sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV.