WELTWEIT: Ein Rückblick auf die queeren Good News 2025
Auch 2025 war ein schwieriges Jahr für queere Menschen. Der sogenannte Backlash trifft die LGBTI+ Community vielerorts mit voller Wucht und es ist unmöglich, dies zu ignorieren: Vom "Kulturkampf" über feindliche Rhetorik und Gesetzgebung in der Politik bis hin zu jenen Konsequenzen, welche diese Entwicklung im Bereich der Bildung, der Wirtschaft und der Gesundheit mit sich bringt. Die queere Sichtbarkeit ist unter Druck und damit auch die Sicherheit für uns alle.
Trotzdem dürfen wir die positiven Ereignisse nicht aus den Augen verlieren, jene Entwicklungen, welche uns Mut und Zuversicht geben. Denn, dem Backlash zum Trotz ist eines wieder wichtiger geworden: Der Community-Gedanke! Ein Beispiel dafür sind die weltweiten Pride-Veranstaltungen, welche wieder politischer wurden, und die LGBTI+ Gemeinschaft, welche wieder enger zusammensteht. Dies zeigte sich auch in der Schweiz mit einer Vielzahl an neuen Prides: Erstmals fand im Toggenburg eine Pride statt, nämlich in Lichtensteig, zudem gab es eine Verbier Snow Pride im Wallis, die erste Glarus Pride, sowie der erste CSD Winterthur in der zweitgrössten Stadt des Kantons Zürich.
Doch auch international gab es diesbezüglich eindrückliche Statements: Als das Oberste Gericht Grossbritanniens urteilte, dass künftig nur noch das biologische Geschlechts massgabend ist, auch bei trans Menschen, liefen in der Folge weit über 100'000 Menschen an der Trans+ Pride in London mit - der grösste trans Anlass, den das Land je gesehen hat.
Auch wenn die aktuelle Regierung Trump derzeit in den USA und weit darüber hinaus alles unternimmt, um queeren Menschen das Leben schwer zu machen, so gab es aber auch dort jene Kräfte und Institutionen, welche dagegen hielten. Das Supreme Court lehnte es etwa ab, über eine Aufhebung der Ehe für alle zu entscheiden und wehrte damit den Angriff von Rechtsaussen auf diese Institution ab.
Weiter haben die Republikaner teils massive Verluste bei Wahlen erlitten: Entweder konnten sich die Kandidat:innen der Demokraten gleich durchsetzen und die Wahlen gewinnen, oder sie konnten den Republikanern, welche von Donald Trump persönlich offiziell unterstützt wurden, zumindest empfindliche Verluste hinzufügen. Besonders hervorzuheben ist dabei der Wahlsieg von Zohran Mamdani als neuer Bürgermeister von New York, welcher offen mit dem Support für die Rechte queerer Menschen warb und sich deutlich gegen seine Konkurrenten durchsetzte.
Die feindliche Politik der aktuellen US-Regierung hatte aber noch weitere Auswirkungen: LGBTI+ Organisationen konnten teils neue Spendenrekorde erzielen und damit ihre Arbeit massiv ausbauen. So konnte alleine Lambda Legal rekordverdächtige 285 Millionen US-Dollar sammeln um etwa Anti-LGBTI+ Gesetze vor Gericht anzufechten.
In der Europäischen Union wiederum hat der höchste Gerichtshof der EU entschieden, dass fortan alle Mitgliedsstaaten die gleichgeschlechtliche Ehe anerkennen müssen, welche in einem anderen EU-Land geschlossen wurden. Sie müssen zwar selber nicht die Ehe für alle einführen, müssen aber die Beziehungen von gleichgeschlechtlichen Paaren anerkennen, etwa mit einem Partnerschaftsgesetz. Diese Verpflichtung gilt nun für Polen, Bulgarien, Litauen, Rumänien und für die Slowakei.
In den Niederlanden gewannen zudem die Democrats 66 mit Rob Jetten als Vorsitzender die Wahlen vom 29. Oktober: Damit ist er in der Pole Position um eine neue Regierung zu bilden und er könnte somit der erste offen schwule Premierminister der Niederlande werden. An seiner Seite wäre dann sein Verlobter Nicolás Keenan der erste First Gentleman. Keenan ist ein Hockey-Spieler aus Argentinien.
Erfreulichs gab es auch aus Liechtenstein und Thailand: Dort können gleichgeschlechtliche Paare seit diesem Jahr heiraten. In Thailand haben sich bereits in den ersten Tagen Tausende von Paare das Ja-Wort gegeben. Auf der Karibikinsel St. Lucia wiederum steckt die LGBTI+ Bewegung noch am Anfang, konnte aber einen enormen Sieg verzeichnen: Das Oberste Gericht hat nämlich ein Gesetz aus der kolonialen Vergangenheit aufgehoben und damit gleichgeschlechtliche Aktivitäten legalisiert.
Auch im Bereich der Kultur und der Celebrities gab es einige Highlights: Der Eurovision Song Contest war zu Gast in Basel und wurde zu einer riesigen queeren Party. Auch der Sieger war, nach Nemo, bereits zum zweiten Mal in Folge aus der Community, JJ aus Österreich konnte nämlich gewinnen. Weiter wurde Wicked- und Jurassic World-Star Jonathen Bailey zum ersten offen schwulen Sexiest Men Alive des People-Magazin gewählt.
Zudem gab es in diesem Jahr auch zwei bis anhin äusserst seltene Coming Outs: Einerseits bei Royals, sowie in der Welt des Tennis. Aufgrund einer öffentlichen Rede wurde Prinzessin Maud Angelica Behn im Jahr 2020 zur „mutigsten Frau Norwegens“ gewählt, und nun zeigt die Prinzessin - fünfte in der Thronfolge - einmal mehr, weshalb dieser Titel schon damals gerechtfertig war, denn als erste Person des norwegischen Königshaus, und damit als eine der ersten Royals überhaupt, hatte sie nun ihr Coming Out. Mit dem 21-jährigen Mika Brunold hatte zudem eines der aktuell grössten Talente im Schweizer Profi-Tennis sein Coming Out in einem bewegenden Post in den Sozialen Medien.
Und last but not least in eigener Sache: gay.ch feierte im Jahr 2025 sein 30-jähriges Bestehen. Dazu veröffentlichen wir derzeit eine ganz besondere Videoserie und lassen Menschen, die in der Community etwas bewegt haben, zu Wort kommen.