MAURITIUS: Gleichgeschlechtliche Aktivitäten wurden legalisiert
Von den Briten damals eingeführt, waren gleichgeschlechtliche Aktivitäten auf Mauritius aufgrund des Artikel 250 des Strafgesetzbuchs illegal, und es drohten bis zu fünf Jahre Haft. Dieses Gesetz widerspiegle nicht die Werte der Einwohner:innen von Mauritius befanden nun die Richter des Supreme Court, sondern es sei vielmehr ein Erbe der Briten und der kolonialen Vergangenheit des Landes. Damit begründeten sie ihre Entscheidung, dieses diskriminierende und LGBTI+ feindliche Gesetz, welches vor 185 Jahren eingeführt wurde, aufzuheben.
Den Fall ins Rollen gebracht hat Abdool Ridwan Firaas Ah Seek, welcher den Staat mit der Unterstützung des Human Dignity Trust verklagt hat. Die Richter fragten während der Urteilsbegründung offen, ob es irgendeinen Grund für den Staat gebe, den Kläger für jenen Geschlechtsverkehr zu bestrafen, der ihm als einziger Weg offen stehe? Der aktuelle Fall betreffe den am meisten private und den intimsten Aspekt der Identität eines homosexuellen Mannes, namentlich die Art und Weise wie er Sex habe. Es müsste also sehr ernste Gründe geben, so das Gericht weiter, welche es rechtfertigen, dass der Staat eingreife, wenn zwei homosexuelle Männer sich entscheiden, einvernehmlich und im privaten Rahmen Sex miteinander zu haben.
Nach vier Jahren ist Ah Sheek endlich am Ziel. Er sei enorm erleichtert, erklärte er nach der Urteilsverkündung. Diese Entscheidung sei zweifelsfrei ein grosser Schritt hin zur vollkommenen Einbindung der Queer Community in die Gesellschaft auf Mauritius. Seit heute sei es ihm als Bürger und als Mensch möglich, jene Person zu lieben, welche er möchte, ohne in ständiger Angst zu leben. Weiter bedeute es aber auch, dass künftige Generationen frei und offen ihre Sexualität ausleben können, ohne befürchten zu müssen, dass sie deswegen verhaftet werden, so Ah Sheek.
Auch beim Human Dignity Trust zeigte man sich erfreut über das Urteil. Auch wenn das Gesetz obsolet war und es aus den vergangenen Jahren keine Beweise gibt, dass es angewandt wurde, so sei die blosse Existenz dieses Gesetzes eine Menschenrechtsverletzung. Diese Entscheidung des Gerichts beende endlich eine 185 Jahre andauernde, staatlich verordnete Stigmatisierung von LGBTI+ Menschen. Damit werde nicht zuletzt auch die klare Botschaft an jene Staaten in Afrika und darüberhinaus geschickt, welche queere Menschen noch immer kriminalisieren, nämlich, dass diese Gesetze abgeschafft gehören, so die Organisation.
Mit diesem Urteil des Supreme Court zieht Mauritius mit anderen afrikanischen Staaten mit, welche in den vergangenen paar Jahren ähnliche, aus der kolonialen Vergangenheit stammenden Gesetze abgeschafft haben, so etwa Angola, Mosambik, die Seychellen oder auch Botswana. Andere Staaten wiederum gehen den gegenteiligen Weg und sind derzeit daran ihre Anti-LGBTI+ Gesetze zu verschärfen, so etwa Ghana, Nigeria, Kenia, Tansania oder Uganda.