WELTWEIT: Ein queerer Blick zurück auf das Jahr 2020

WELTWEIT: Ein queerer Blick zurück auf das Jahr 2020
Welche Länder haben 2020 Homosexualität legalisiert? Welche die Ehe geöffnet und welche ein Partnerschaftsgesetz eingeführt? Dieses Jahr wurde zwar von Corona und den Wahlen in den USA dominiert, doch es ist gerade auch aus LGBTI+ Sicht einiges passiert, insbesondere auch in der Schweiz. Hier ein queerer Blick zurück auf das Jahr 2020...

Corona und die Wahlen in den USA dominierten 2020, und ersteres führte dazu, dass weltweit kaum Pride-Veranstaltungen durchgeführt werden konnten. Doch trotzdem, gerade auch aus Sicht der LGBTI+ Community ist in diesem Jahr so einiges passiert, insbesondere auch in der Schweiz. Folgend eine Auflistung einiger Ereignisse, welche Queers in diesem Jahr hierzulande und in der ganzen Welt bewegten.

4. Januar 2020:
Belize legalisiert nach einem Urteil des Berufungsgerichts gleichgeschlechtliche Aktivitäten.

22. Januar 2020:
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilt, dass Hass keine Meinung sein darf: Ein historisches Urteil gegen Hassreden.

Erstmals darf im Kosovo eine Transperson offiziell ihr Geschlecht und ihren Namen in den offiziellen Dokumenten anpassen.

30. Januar 2020:
Die Mumbai Pride wird verboten - aus Angst vor politischen Diskussionen.

9. Februar 2020:
Die Schweizer Stimmbevölkerung sprach sich mit deutlichen 63.1 Prozent für die Erweiterung der Rassismusstrafnorm um die sexuelle Orientierung aus. Die grösste Zustimmung gab es im Kanton Waadt mit 80.2 Prozent und mit Appenzell-Innerrhoden, Uri und Schwyz lehnten drei Kantone die Vorlage gar ab.

11. Februar 2020:
Seit heute können in Nordirland endlich auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten - jedoch erst zivil. Damit ist die Ehe für alle nun in ganz Grossbritannien möglich.

16. Februar 2020:
In der Stadt Zürich herrscht neu auch zur Pride Vollbeflaggung: Damit werden seit diesem Jahr jeweils doppelt soviele Pride-Fahnen an offiziellen Orten in der Stad Zürich gehisst wie bisher.

23. Februar 2020:
Alleine in den ersten, wenigen Wochen des Jahres 2020 gab es 226 Anti-LGBTI+ Entwürfe, welche von den Republikanern in den USA vorgestellt wurden.

26. Februar 2020:
Taiwan öffnete im Mai 2019 als erstes Land in Asien die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare: In den ersten neun Monaten wurden bereits fast 3000 Eheschliessungen gezählt.

1. März 2020:
Pete Buttigieg, der erste, offen schwule Präsidentschaftskandidat der USA, gibt auf: Er konnte trotzdem einige Achtungserfolge für sich verbuchen.

30. März 2020:
Das Obergericht in Singapur lehnt drei Klagen ab, welche zum Ziel hatten, gleichgeschlechtliche Aktivitäten im Stadtstaat zu legalisieren.

31. März 2020:
Bereits zum zweiten Mal legalisiert ein Gericht in der türkischen Hauptstadt Ankara die Pride.

5. April 2020:
Wohl aus Druck wegen der Coronapandemie, haben die USA das Blutspendeverbot für MSM gelockert.

21. April 2020:
Drei Jahre nach der Einführung konnte in Finnland das erste gleichgeschlechtliche Paar ein Kind adoptieren.

6. Mai 2020:
Das Zurich Pride Festival 2020 wird aufgrund der Coronapandemie offiziell abgesagt.

8. Mai 2020:
Deutschland führt ein teilweises Verbot der Conversion Therapien ein.

Ungarn lockert das Blutspendeverbot für MSM stark.

9. Mai 2020:
Das Oberste Gericht in Brasilien hebt das Blutspendeverbot für MSM auf. Ein Dämpfer für Bolsonaro.

17. Mai 2020:
Albanien verbietet am IDAHOBIT die LGBTI+ feindlichen Conversion Therapien.

24. Mai 2020:
Der Volkskongress in China bestimmt: Die Ehe bleibt eine Verbindung nur zwischen Mann und Frau.

26. Mai 2020:
Gleichgeschlechtliche Paare in Costa Rica können sich für die Ehe registrieren.

15. Juni 2020:
Das Oberste Gericht der USA urteilt, dass LGBTI+ Mitarbeitende nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität gefeuert werden dürfen. Eine massive Schlappe für Trump.

23. Juni 2020:
Tel Aviv kündigt in Eigenregie an, künftig gleichgeschlechtliche Paare anerkennen zu wollen.

27. Juni 2020:
Da aufgrund der Coronapandemie weltweit kaum Prides stattfinden konnten, wurde für den 27. Juni die Global Pride 2020 - Exist. Persist. Resist. ins Leben gerufen - natürlich als virtueller Anlass.

1. Juli 2020:
Montenegro führt ein Partnerschaftsgesetz ein.

7. Juli 2020:
Die Stadt Zürich hat in Kooperation mit dem Verein queerAltern und den Pflegezentren der Stadt ein Projekt aufgegleist um Wohn- und Lebensraum für ältere Angehörige der LGBTI+ Community zu schaffen.

Gabun legalisiert gleichgeschlechtliche Aktivitäten.

8. Juli 2020:
Die EuroGames 2023 finden in Bern statt.

Die Regierung in Thailand erklärt, dass sie ein Partnerschaftsgesetz für gleichgeschlechtliche Paare unterstützen. Ein Unterausschuss des Parlaments wurde damit beauftragt, einen entsprechenden Gesetzesentwurf auszuarbeiten.

12. Juli 2020:
Homophobie siegt in Polen einmal mehr: Der LGBTI+ feindliche, amtierende Staatspräsident Andrzej Duda wird bei der Stichwahl knapp wiedergewählt. Er setzte sich mit 51.1 Prozent knapp gegen den queer-freundlichen Kandidaten Rafal Trzaskowski durch.

16. Juli 2020:
Gerichte in Polen erklären zwei sogenannte LGBT Free Zones für ungültig.

26. Juli 2020:
Deutschlands Verteidigungsministerin stellt ein Gesetz vor um jene Soldaten der Bundeswehr zu rehabilitieren, welche in der Vergangenheit in der Armee Benachteiligungen erfahren haben.

30. Juli 2020:
San Francisco lockert seine Gesetze und erlaubt erstmals seit 35 Jahren wieder Gay Saunas auf dem Stadtgebiet. Diese wurden damals aufgrund von HIV/Aids verboten.

16. August 2020:
Das grösste und älteste Pride Festival in China, die Shanghai Pride, kündigt eine Pause auf unbestimmte Zeit an. Die Sicherheit der Beteiligten müsse geschützt werden, hiess es. Offenbar wurde der Druck von Seiten der Regierung in Peking zu gross für die Veranstalter.

23. August 2020:
China lässt erstmals ein PrEP-Medikament zu.

1. September 2020:
Seit Anfangs September können gleichgeschlechtliche Paare in Nordirland nun auch kirchlich heiraten.

5. September 2020:
An einer Querdenker-Demonstration in der österreichischen Hauptstadt Wien wurde auf einer Bühne öffentlich eine Regenbogenfahne zerrissen. LGBTI+ wurden dabei als Kinderschänder verunglimpft.

9. September 2020:
Einem schwulen Paar in Kroatien ist es erstmals erlaubt worden, Pflegekinder bei sich aufzunehmen. Diesem Entscheid gingen drei Jahre prozessieren vor Gericht voraus.

18. September 2020:
Im Alter von 87 Jahren ist Ruth Bader Ginsberg, die älteste Richterin am US-Supreme Court, gestorben: Sie war eine der wichtigsten Verbündeten für die Anliegen der LGBTI+ Community und eine Vorkämpferin der Rechte der Frauen.

2. Oktober 2020:
Petra De Sutter wurde zur Vize-Premierministerin von Belgien ernannt - die bislang wohl höchste Position der Welt, welche eine Transperson je inne hatte.

17. Oktober 2020:
Das frisch gewählte Parlament in Neuseeland hat mit 10 Prozent den höchsten LGBTI+ Anteil der Welt.

26. Oktober 2020:
Amy Coney Barrett wird als neue Richterin des US-Supreme Court vereidigt: Mit der sehr konservativen Katholikin nimmt der Druck auf die Rechte für LGBTI+ und auch auf die Ehe für alle in den USA stark zu.

3. November 2020:
Die USA wählen einen neuen Präsidenten: Eine Richtungswahl insbesondere für LGBTI+.

Nevada schreibt US-Geschichte: Erstmals verankert ein Bundesstaat die Ehe für alle in der Verfassung, und dies erst noch nach einer Volksabstimmung.

5. November 2020:
Die CVP darf ihre LGBTI+ feindliche Initiative zur Heiratsstrafe zurückzuziehen: Das Bundesgericht lehnte die letzten beiden Beschwerden dageben ab.

Der Zürcher Stadtrat gibt bekannt, dass die Stadtpolizei ab 2021 auch LGBTI+ feindliche Gewalttaten explizit erfassen wird.

7. November 2020:
Joe Biden wird endlich von den US-Medien als Sieger der US-Wahlen ausgerufen: Er verspricht die Rechte für LGBTI+ wieder zur Priorität zu machen.

9. November 2020:
Die jüngste, von Pink Cross in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, dass die Zustimmung für die Ehe für alle in der Schweiz bereits auf 82 Prozent angewachsen ist.

14. November 2020:
Die Europäische Union stellt erstmals einen 5-Jahres-Plan vor, mit welchem LGBTI+ Feindlichkeiten in den Mitgliedsstaaten bekämpft werden sollen.

23. November 2020:
Wie in anderen Ländern, so nehmen auch in der Schweiz die HIV-Neuinfektionen stark ab.

11. Dezember 2020:
Das Parlament von Bhutan legalisiert gleichgeschlechtliche Aktivitäten.

13. Dezember 2020:
Die Behörden in Bolivien anerkennen erstmals offiziell ein gleichgeschlechtliches Paar.

15. Dezember 2020:
Die britische Regierung hebt das Blutspendeverbot für MSM praktisch auf. Künftig soll nicht mehr die sexuelle Orientierung ausschlagend sein, ob eine Blutspende in Frage kommt, sondern das individuelle Sexualverhalten jeder Person.

Pete Buttigieg schreibt wieder Geschichte: Er wird von Joe Biden als Verkehrsminister nominiert und damit zur ersten queeren Person mit einem Vollzeit-Ministerposten in einer amerikanischen Regierung.

18. Dezember 2020:
Es ist vollbracht: Sowohl der National- wie auch der Ständerat stimmen in der Schlussabstimmung für die Ehe für alle. Ein Wehrmutstropfen bleibt: In Bezug auf Regenbogenfamilien kommt es zu einer neuen Ungleichbehandlung. Mit dem Entscheid in beiden Kammern beginnt die Frist von 100 Tagen, welche den Gegnern nun bleibt um 50'000 Unterschriften zu sammeln und eine Volksabstimmung zu erzwingen.

Am selben Tag wie die Ehe für alle stimmten die beiden Kammern auch für die vereinfachte Änderung des Eintrags des Geschlechts und des Vornamens im Personenstandsregister für trans und inter Menschen. Auch hier bleibt ein Wehrmutstropfen: Für Jugendliche gilt das Alter 16, statt die Urteilsfähigkeit, um diesen Schritt ohne Zustimmung der Eltern zu machen.

19. Dezember 2020:
400 Geistliche von verschiedensten Religionen und aus 35 Ländern setzen sich gemeinsam für Queers ein: Sie fordern die weltweite Legalisierung von Homosexualität und ein Ende von Conversion Therapien.

20. Dezember 2020:
Die Zurich Pride verrät ihr Motto für 2021: Trau Dich - Ehe für alle jetzt!

24. Dezember 2020:
Grossbritannien und die EU einigen sich auf einen Brexit-Deal und die Briten steigen damit aus dem Erasmus-Programm aus: Stattdessen soll es nun ein Turing-Programm richten, benannt nach Alan Turing, dem schwulen Helden aus dem Zweiten Weltkrieg.